Als «Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte» bekommt die kanadische Schriftstellerin Alice Munro den Literaturnobelpreis 2013. Das gab die Schwedische Akademie in Stockholm bekannt. Damit geht der Preis zum ersten Mal nach Kanada und zum 13. Mal an eine Frau.
Von ihrem Preis erfuhr Alice Munro durch ein Telefonat mit ihrer Tochter. «Mama, du hast gewonnen», habe die ihr am Telefon gesagt, meldete der kanadische Sender CBC. Zuvor hatte das Nobelkomitee nach eigener Aussage erfolglos versucht, Munro zu erreichen und ihr lediglich eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen.
Die 82-jährige Munro ist vor allem bekannt für kurze Prosa. Sie habe diese spezielle Form zur Perfektion gebracht, sagte Jury-Sprecher Peter Englund. Die bereits vielfach geehrte und immer wieder mit Tschechow verglichene Autorin war in den vergangenen Jahren immer wieder als Nobelpreiskandidatin gehandelt worden.
«Kammerspiele des Glücks»
Erst im vergangenen Juni hatte Munro ihren Rückzug vom Schreiben angedeutet. «Ich werde wahrscheinlich nicht mehr schreiben», sagte die Kanadierin damals in einem Zeitungsinterview.
«Es ist nicht so, dass ich das Schreiben nicht geliebt habe, aber man kommt in eine Phase, wo man über sein Leben irgendwie anders denkt.» Der jüngste ihrer zahlreichen auch auf Deutsch übersetzten Erzählbände heisst «Zu viel Glück».
Grosse Freude und Überraschung hat die Preisbekanntgabe unterdessen bei ihrem deutschen Verlag S. Fischer ausgelöst. Als «Kammerspiele des Gefühls» bezeichnete Programmchef Hans-Jürgen Balmes ihre Erzählungen. «Geschichten, die immer in kleinen Räumen spielen, bekommen eine unheimliche Dimension.» Damit habe die zurückgezogen in ihrem kleinen Haus lebende Kanadierin Millionen Menschen in der Welt beglückt, so Balmes.
Munro folgt auf Chinesen Mo Yan
Die wichtigste Literaturauszeichnung der Welt ist mit umgerechnet rund 1,13 Millionen Franken (8 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert. Überreicht werden alle Nobelpreise traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel.
Im vergangenen Jahr hatte der Chinese Mo Yan die Auszeichnung für Literatur erhalten. Einzige Schweizer Preisträger seit der ersten Vergabe 1901 waren Carl Spitteler 1919 und Hermann Hesse 1946; letzterer hatte seit 1923 das Berner Bürgerrecht.