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International Lynch-Justiz in Paris: Roma-Teenager ringt mit dem Tod

Sie hielten ihn für einen Einbrecher – und übten deshalb Selbstjustiz: In Frankreich sorgt eine Attacke auf einen Jugendlichen für Entsetzen. Die Täter sind noch unbekannt.

Nach einem Lynch-Angriff in einem Pariser Vorort kämpft ein Roma-Junge um sein Leben. Der 16-Jährige liegt im Koma.

Der Jugendliche sei am Freitag in einem sozialen Brennpunktviertel im Norden der Stadt bewusstlos und schwer verletzt in einem Einkaufswagen gefunden worden, so die Polizei. Zuvor sei er von «einem Dutzend» Menschen, die ihn für einen Einbruch verantwortlich machten, gewaltsam verschleppt und in einem Keller brutal misshandelt worden.

Roma-Gruppe flieht aus Lager

Seine Mutter alarmierte die Polizei, weil sie ihren Sohn vermisste. Der Teenager, der vermutlich rumänischer Abstammung ist, lebt mit seiner Familie und anderen Roma in einem Lager rings um ein verlassenes Haus in Pierrefitte-sur-Seine, einer Vorstadt von Paris.

Die Täter hatten den Jugendlichen im heruntergekommenen Gebäude aufgespürt. Die Gruppe, die dort gewohnt hatte, verliess nach dem Angriff fluchtartig das Lager. Kleidung und Matratzen wurden zurückgelassen.

Audio
Präsident Hollande verurteilt den Übergriff aufs Schärfste
aus Nachrichten vom 17.06.2014.
abspielen. Laufzeit 59 Sekunden.

Kritik von Staatschef Hollande

Staatschef François Hollande forderte, es müsse «alles getan werden», um die Täter zu finden. Der gewaltsame Angriff widerspreche «allen Prinzipien» der französischen Republik.

Das rumänische Aussenministerium rief die französischen Behörden auf, die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Das Ministerium zeigte sich «sehr besorgt» über die fremdenfeindlichen und rassistischen Aussagen von Politikern in Europa, die solche Gewaltakte förderten.

Kontroverse Politik

In Frankreich gibt es immer wieder Spannungen mit Roma-Gruppen, die vielfach in illegalen Lagern am Rand von Städten wohnen. Im Land leben laut Amnesty International rund 20‘000 Roma, die sich mit grösster Armut und oft ohne Zugang zu Grundversorgung durchschlagen müssen.

Der Staat verfolgt gegenüber den Roma eine kontroverse Politik. Oft werden ihre Lager gewaltsam geräumt. Im vergangenen Oktober hatten die Behörden ein 15-jähriges Roma-Mädchen während einer Schulreise vom Bus geholt und mit ihrer Familie in den Kosovo ausgeschafft. Sie durfte jedoch nach Frankreich zurück, um ihre Ausbildung zu beenden. Die meisten Roma in Frankreich sind rumänischer und bulgarischer Abstammung.

Nach der Lynchjustiz gegen den 16-Jährigen fordern Politiker und Bürgerrechtsgruppen mehr Konsequenzen gegen Rassismus.

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