Am 9. November 2014 will die katalanische Regionalregierung ihre Bevölkerung darüber abstimmen lassen, ob sich die nordostspanische Region vom Rest Spaniens loslösen soll. Nun hat das spanische Parlament in Madrid klar abgelehnt, dass die Katalanen über ihre Unabhängigkeit befinden dürfen. Laut der spanischen Verfassung darf nur der Zentralstaat über die Durchführung eines Referendums entscheiden.
Reaktion auf ökonomisches Ungleichgewicht
Die Katalanen nehmen den Entscheid bislang gelassen. Denn viele von ihnen wollen gar nicht unabhängig sein. Sie wollen nur mehr Geld aus Madrid. «Viele Katalanen glauben, dass Madrid das ganze Geld abzieht und viel zu wenig zurückgibt», sagt ARD-Korrespondent Reinhard Spiegelhauer gegenüber SRF.
Katalonien mit seinen 7,6 Millionen Einwohnern ist die wirtschaftsstärkste Region Spaniens. Sie liefert unter dem Strich mehr Geld nach Madrid ab, als es von der Zentralverwaltung zurückerhält. Erst die Wirtschaftskrise in Spanien hatte den Autonomiebestrebungen der katalanischen Nationalisten den nötigen Aufschwung ermöglicht.
Heute würden viele Einwohner Kataloniens tatsächlich glauben, dass es ihnen als eigenständiger Staat viel besser gehen würde, sagt Spiegelhauer. «Sie wollen nicht länger die Melkkuh sein.» Das Thema der kulturellen Eigenständigkeit spiele in der ganzen Autonomiediskussion dagegen mittlerweile eine sehr untergeordnete Rolle.
Durchsetzung der Abspaltung schwierig
Die jüngsten Umfragen aus Katalonien haben eine leichte Mehrheit für eine Unabhängigkeit ergeben. Es sei aber auch vorstellbar, dass dieses Resultat – je nach wirtschaftlicher Weiterentwicklung der Region – wieder ändert, sagt der Journalist.
Ganz von der Agenda verschwinden werde das Thema nie. Doch: «Politisch wird es sehr schwer sein, das in kurzer oder mittlerer Zeit durchzusetzen.» Und letztlich, so Spiegelhauer, habe auch die EU wenig Interesse an einem Alleingang Kataloniens.