Mazedonien hat seine mehrtägige Grenzsperre für Flüchtlinge aufgegeben. Die auf griechischer Seite blockierten 1500 Flüchtlinge konnten die Grenze nach Mazedonien überqueren.
Männer, Frauen und Kinder liefen am Abend ungehindert über die Grenze bei der Stadt Gevgelija, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Mazedonische Polizisten, die nach wie vor vor Ort waren, schritten nicht mehr ein.
Mit Schlagstöcken gegen Flüchtlinge
An den mit Stacheldraht gesicherten Grenzabsperrungen hatten sich zuvor dramatische Szenen abgespielt. Trotz der verschärften Sicherheitsvorkehrungen an der bis dahin abgeriegelten Grenze hatten hunderte Flüchtlinge am Nachmittag die Grenze durchbrochen und waren auf mazedonisches Staatsgebiet gestürmt.
Die Polizei setzte wie bereits am Freitag Blendgranaten und Schlagstöcke ein, um die Menschen zurückzudrängen. SRF-Sonderkorrespondent Stefan Rathgeb war vor Ort und berichtet von einer Situation, die völlig ausser Kontrolle geraten war. «Ich habe blutverschmierte Menschen gesehen: Die Sicherheitskräfte haben mit Schlagstöcken auf diejenigen eingeschlagen, die versuchten, die Grenze zu überqueren.»
Im Gedränge gingen auch Kinder verloren. So habe ihn beispielsweise ein Mann weinend gebeten, ihm zu helfen, seinen 8-jährigen tauben Sohn wieder zu finden, sagt Rathgeb.
In die Verzweiflung habe die Leute zudem getrieben, dass es kein System gab dafür, wen die Polizisten durchliessen und wen nicht. «Ein Familienvater hat erzählt, dass sie jeden Morgen um 6 Uhr vor der Grenze stehen, weil ihnen versprochen wurde, dass sie die Grenze dann überqueren dürften», so Sonderkorrespondent Rathgeb. Doch das Warten war jeweils vergebens gewesen – die Flüchtlinge wurden nicht durchgelassen. Inzwischen ist die Absperrung aufgehoben worden.
Ausnahmezustand seit drei Tagen
Mazedonien hatte am Donnerstag den Ausnahmezustand ausgerufen und die Grenze zu Griechenland praktisch abgeriegelt, nachdem dort in den vergangenen Wochen täglich mehr als 1000 Flüchtlinge ins Land gekommen waren. Auch am Freitag setzte die Polizei Blendgranaten und Schlagstöcke gegen Flüchtlinge ein, mindestens acht Menschen wurden verletzt.
Danach wurde die Grenze für mehrere hundert «verletzliche» Flüchtlinge wie Familien mit Kindern oder schwangere Frauen geöffnet, die mit einem Zug Richtung Norden gebracht wurden. Am Samstagmorgen liess die Polizei erneut Gruppen von mehreren dutzend Menschen über die Grenze.