In der libanesischen Hauptstadt Beirut sind kurz nacheinander zwei Sprengsätze explodiert. Gemäss Angaben des libanesischen Innenministers Nohad Machnouk wurden 44 Menschen getötet – darunter auch die beiden Attentäter. Die Zahl der Verletzten beläuft sich auf 239.
Zu den Anschlägen hat sich die Terrormiliz Islamischer Staat bekannt (IS). In einer im Internet veröffentlichten Erklärung der Gruppe heisst es, zunächst sei in unmittelbarer Nähe einer schiitischen Menschenmenge eine Bombe auf einem Motorrad zur Detonation gebracht worden. Wenig später habe ein IS-Kämpfer am Ort des ersten Anschlags seinen Sprengstoffgürtel gezündet.
Waren es vier Attentäter?
Ziel der Attacken war ein südliches Viertel, wo die radikal-islamische Schiitenpartei Hisbollah stark verankert ist. Die zwei Attentäter sprengten sich vor einem Einkaufszentrum in die Luft, teilte die Polizei mit.
Laut offizieller Nachrichtenagentur NNA kam es im Abstand von fünf Minuten und 150 Metern voneinander entfernt zu den schweren Explosionen. Nach Information von LBC waren insgesamt vier Selbstmordattentäter in der Gegend unterwegs, einer sei jedoch geflüchtet, ein weiterer getötet worden, bevor er seinen Sprengsatz zur Explosion bringen konnte.
Erster Anschlag seit 2014
An den umstehenden Gebäuden entstanden durch die Explosionen schwere Schäden. Leichen lagen in mehreren kleinen Geschäften in der Nähe, auf der Strasse waren Blutlachen zu sehen. Sicherheitskräfte bemühten sich, den Bereich abzusperren.
Tag der Trauer
Der libanesische Ministerpräsident Tammam Salam rief für Freitag einen Tag der Trauer aus. Die Regierung liess die Flaggen auf Halbmast setzen. Auch Schulen und Universitäten waren geschlossen. Zugleich wurden die Sicherheitsvorkehrungen aus Angst vor neuer Gewalt verschärft, wie libanesische Medien berichteten. Es war der erste Anschlag in den südlichen Stadtvierteln der libanesischen Hauptstadt seit Juni 2014.
In den vergangenen zwei Jahren hat es ähnliche Attacken gegeben. Der Libanon ist wegen des syrischen Bürgerkriegs in einer politischen Krise. Im multikonfessionellen Land teilen sich Sunniten, Schiiten und Christen nach einer jahrzehntealten Abmachung die Macht.
Der Bürgerkrieg in Syrien blockiert jedoch seit Monaten die Politik, weil die Parteien unterschiedliche Konfliktparteien im Nachbarland unterstützen. Die schiitische Hisbollah kämpft an der Seite des Assad-Regimes und die libanesischen Sunniten unterstützen die Rebellen. So ist die Wahl eines Präsidenten mehrfach gescheitet, obwohl die Amtszeit von Staatsoberhaupt Michel Suleiman im Mai 2014 ausgelaufen ist.