Michel Platini will Blatter beerben: Er habe einen Brief mit seiner Kandidatur an die 209 Mitgliedsverbände geschrieben, gab der Franzose in einer Uefa-Mitteilung bekannt. Bei der letzten Wahl von Blatter Ende Mai hatte Platini noch auf eine Kampfkandidatur verzichtet.
«Es gibt Zeiten im Leben, in denen du dein Schicksal in die eigenen Hände nehmen musst», sagte Platini. Blatter wird den Posten beim Wahl-Kongress in Zürich am 26. Februar aufgeben als Reaktion auf den Korruptionsskandal. Er stand dem Verband 18 Jahre lang vor.
Dem Verband seine «Würde» zurückgeben
Der 60-Jährige Platini ist seit 2007 Chef der Uefa und seit 2002 Mitglied des Exekutivkomitees im Weltverband Fifa. Er will diesem «seine Würde und den Stellenwert zurückzugeben», den er verdiene. «Zusammen können wir Dutzenden Millionen Fussballfans eine Fifa präsentieren, wie sie es sich wünschen», schrieb er den Funktionären zu seiner Kandidatur: «Vorbildhaft, vereint, solidarisch, respektiert und beliebt.»
Platini soll bereits die Zusagen der Konföderationen aus Europa, Asien, Südamerika und Nord- und Zentralamerika haben. Damit gilt er als grosser Favorit. Als Blatter-Nachfolger kandidieren wollen aber auch der frühere Fifa-Vizepräsident Chung Mong Joon aus Südkorea, der liberische Verbandspräsident Musa Bility und die brasilianische Fussball-Legende Zico.
Erste Kritiker
Die Kandidatur ist teils auf heftige Kritik gestossen. «Die Fussballfans und die Spieler haben Besseres verdient», sagte der frühere Präsidentschaftskandidat Prinz Ali: «Die Fifa braucht eine unabhängige Führung, die von den Praktiken der Vergangenheit unbelastet ist.»
Ähnlich äusserten sich die Grünen im Bundestag. «Diese Kandidatur ist nicht der erhoffte Neuanfang der Fifa», sagte der sportpolitische Sprecher Özcan Mutlu: «Platini ist seit vielen Jahren Teil und Unterstützer des Systems-Blatter.»