SRF: Das tägliche Leben in Liberia hat sich massiv reduziert. Die Geschäfte schliessen früh, es gibt kaum noch Verkehr, die Bevölkerung geht abends nicht mehr aus. Ist ein Klima der Angst spürbar?
Deza-Mitarbeiter Andreas Deuble: Ja. Die Bevölkerung ist sich bewusst geworden, dass Ebola existiert. Sie hat nun Angst und ist vorsichtig. Die Leute berühren sich nicht mehr. Überall vor Gebäuden gibt es Möglichkeiten, sich die Hände zu waschen und zu desinfizieren.
Zwischen neun Uhr abends und sechs Uhr morgens dürfen die Leute nicht mehr aus dem Haus. Bringt diese Ausgangssperre etwas im Kampf gegen Ebola?
Die Ausgangssperre existiert erst seit einem Tag. Sie wird bisher sehr gut eingehalten. Aber bereits vor deren Einführung sind die Leute nicht mehr freiwillig aus dem Haus. Mit der Sperre möchte man einerseits bezwecken, dass sich die Bevölkerung sicherer fühlt. Andererseits soll damit verhindert werden, dass die Leute in der Nacht die Toten auf den Strassen deponieren. Dies war bis anhin der Fall, weil die Behörden und auch die internationale Hilfe überfordert waren mit dem Abtransport der Leichen.
Und was ist Ihre konkrete Aufgabe vor Ort?
Wir haben seit anfangs März, als die ersten Ebolafälle registriert wurden, lokale Partner aber auch das liberianische Gesundheitsministerium in der Aufklärungsarbeit, in der konkreten Patientenbehandlung und beim Schutz des Spitalpersonals unterstützt.
Wie schützten Sie sich persönlich vor dem Virus?
Ich arbeite nicht direkt mit Patienten. Die Gefahr einer Ansteckung ist für mich sehr gering. Es ist für mich viel wahrscheinlicher, in einen Unfall verwickelt zu werden, wenn ich mich auf der Strasse aufhalte. Trotzdem halte ich alle Schutzmassnahmen ein und grüsse die Leute eben zum Beispiel nicht mehr mit einem Handschlag oder umarme alte Freunde nicht mehr.
Können Sie eine Prognose wagen, wie schnell und nachhaltig das Ebolavirus in Afrika, insbesondere in Liberia, gestoppt werden kann?
Das Ausmass der Epidemie ist immens. Das gab es so bisher noch nicht. Eine Prognose ist momentan unmöglich.
Das Interview führte Iwan Santoro.