Papst Franziskus hat seinen dreitägigen Türkei-Besuch begonnen. Zunächst besichtigte der 77-jährige Argentinier das Mausoleum von Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk. Am Nachmittag stand ein Treffen mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in Ankara auf der Tagesordnung.
Franziskus hat bei seiner Türkei-Reise die Religionsfreiheit als «grundlegend» bezeichnet. Es sei wichtig, «dass die muslimischen, jüdischen und christlichen Bürger – sowohl in den gesetzlichen Bestimmungen, wie auch in ihrer tatsächlichen Durchführung – die gleichen Rechte geniessen und die gleichen Pflichten übernehmen», sagte das Oberhaupt.
Im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) rief er zu gemeinsamen Anstrengungen auf. «Es ist erforderlich, dem Fanatismus und dem Fundamentalismus (...) die Solidarität aller Glaubenden entgegenzusetzen», sagte er. «Neben der dringend notwendigen Unterstützung und humanitären Hilfe können wir auch den Gründen dieser Tragödie nicht gleichgültig gegenüberstehen.» Für dauerhaften Frieden sei ein «starker gemeinsamer Einsatz» nötig.
Die «Schlüsselrolle» der Türkei
Franziskus dankte der Türkei für die Aufnahme von Hunderttausenden Flüchtlingen und betonte die Schlüsselrolle des Landes in dem Konflikt. «Die Türkei hat durch ihre Geschichte, aufgrund ihrer geografischen Lage und wegen ihrer Bedeutung in der Region eine grosse Verantwortung», erklärte er. Gleichzeitig betonte der Papst, die internationale Gemeinschaft habe die moralische Verpflichtung, die Türkei bei der Aufnahme der Flüchtlinge zu unterstützen.
Nach Ansicht des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wird der Türkei-Besuch von Papst Franziskus das Ansehen des Islams im Westen positiv beeinflussen. Er kritisierte, im Westen werde Islam mit Terrorismus gleichgesetzt. Mit Franziskus teile er jedoch gemeinsame Ansichten. «Unser Blick auf den Terrorismus ist der gleiche. Unsere Sicht auf Gewalt ist die gleiche», sagte Erdogan.
Der Besuch in dem muslimisch geprägten Land ist die sechste Auslandsreise von Franziskus seit seinem Amtsantritt im März vergangenen Jahres. Er besucht die Türkei damit relativ kurz nach Beginn seines Pontifikats, wie dies auch seine drei Vorgänger Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI taten.
Kritik an neuem Präsidentenpalast
Franziskus ist das erste ausländische Staatsoberhaupt, das Erdogan in seinem neu gebauten riesigen Präsidentenpalast empfangen hat. Die regierungskritische Architektenkammer in Ankara hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche aufgefordert, den Palast zu meiden. Sie spricht von einem Schwarzbau, da der Palast nach ihren Angaben trotz eines gerichtlich verfügten Baustopps in einem Naturschutzgebiet errichtet worden war. Die Opposition kritisiert auch die hohen Baukosten des Anwesens.