Gestern der Triumph bei der Parlamentswahl, heute die Feier: Der Hindu-Nationalist Narendra Modi ist begeistert von seinen Anhängern in Neu Delhi empfangen worden. Schon am Flughafen durchbrachen die Fans des künftigen Premierministers die Polizeiabsperrung und bestürmten die Wagenkolonne.
«Modi ist unser Löwe! Er wird für jeden Inder arbeiten», rief ein Ladenbesitzer, als der Wahlsieger vorbeifuhr. Tausende Menschen hatten seit den frühen Morgenstunden auf seine Ankunft gewartet. Im Hauptquartier seiner Partei, der BJP, will der Wahlsieger eine Rede halten.
Der designierte Premier war bisher Regierungschef des Bundesstaates Gujarat im Westen des Landes. Dort hatte er schon nach der Verkündung der Wahlergebnisse «gute Zeiten» für Indien versprochen und erklärt, das 21. Jahrhundert werde «Indiens Jahrhundert».
«Der sanfte Faschist»
Modis bisherige Oppositionspartei BJP errang bei der Wahl die erste absolute Mehrheit seit 30 Jahren. In der weltgrössten Demokratie hat es seit drei Jahrzehnten keine Partei mehr geschafft, alleine zu regieren. Viele Inder erhoffen sich von der neuen Führung wieder mehr Wachstum, Entwicklung und neue Jobs.
Menschenrechtler werfen Modi politische Mitverantwortung für ein Massaker an mehr als 1000 Muslimen in seinem Bundesstaat Gujarat im Jahr 2002 vor. Damals waren wochenlang Hindu-Mobs durch muslimische Viertel gezogen, sie mordeten und brandschatzten. Die Polizei schritt nicht ein.
Die Zeitung «Times of India», die den künftigen Ministerpräsidenten Narendra Modi einen «sanften Faschisten» genannt hat, veröffentlichte eine Karikatur, in der der Vorsitzende von dessen Partei BJP als Aufziehmännchen des RSS gezeigt wurde.
Hintergrund ist die Verankerung Modis in der Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS). Dort begann sein Aufstieg. Die RSS ist eine nach faschistischem Vorbild gegründete Freiwilligenorganisation, die an die Hegemonie des Hinduismus glaubt.
Obama lädt Modi ein – trotz Einreiseverbot
US-Präsident Barack Obama hat Modi nach Washington eingeladen. Es gehe darum, die Beziehungen zu stärken, teilte das Weisse Haus mit. Es wäre der erste US-Besuch Modis seit rund zehn Jahren. Die USA verweigern ihm seit 2005 wegen seiner Haltung als Regionalpolitiker beim Muslim-Massaker die Einreise.