Kein anderer Politiker spaltet Indien so wie Narendra Modi, der künftige Premierminister des Milliardenlandes.
Seine Anhänger sehen in dem 63-Jährigen einen effektiven Verwalter, der als Regierungschef in seinem Heimatstaat Gujarat die grassierende Korruption in den Griff bekommen und Investoren angelockt hat.
Aus niedriger Kaste hochgearbeitet
Modis Gegner jedoch sehen in ihm einen intoleranten, autoritären Machtmenschen. Besonders die Muslime in Indien, die rund 15 Prozent der Bevölkerung ausmachen, zittern vor dem Hindu-Nationalisten. Unter seiner Regierung metzelten Hindu-Mobs mehr als 1000 Muslime nieder, vergewaltigten, verstümmelten und verbrannten sie. Politische Studien bewerten die Unruhen als «Pogrome», weil sie staatlich gelenkt worden seien.
Gewählt wurde Modi unter anderem von zahlreichen jungen Indern – das Durchschnittsalter im Land liegt bei nur 27 Jahren. Sie hoffen, dass Modi die dringend benötigten Jobs in der Industrie schafft.
Ausserdem bietet Modi viel Raum für Identifikation: Er stammt aus einer niedrigen Kaste, wuchs in einfachen Verhältnissen in der Tempelstadt Vadnagar auf und half seinem Vater, am Bahnhof Tee zu verkaufen. Heute tritt Modi in massgeschneiderter Kleidung und randloser Designerbrille auf.
Karriere in rechtsextremer Organisation
Sein Aufstieg begann im Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS), einer nach faschistischem Vorbild gegründeten Freiwilligenorganisation, die an die Hegemonie des Hinduismus glaubt. Dort stieg er vom Putzmann bis in die höchsten Ebenen auf.
In den späten 1980er Jahren schickte ihn der RSS zur Schwesterorganisation BJP, der Bharatiya Janata Party. Dort bekam Modi nach und nach mehr Verantwortung übertragen. Schliesslich wurde er in Gujarat dreimal in Folge zum Ministerpräsidenten ernannt.
Modi selbst beschrieb sich in zahlreichen Interviews als Freund aller. «Selbst Muslime wollen Jobs und eine gute Regierung», sagte er. Wenn er Strassen baue, könnten alle darauf fahren.