Die Moskauer Ermittlungsbehörde wirft Michail Chodorkowski vor, 1998 die Ermordung des Bürgermeisters der sibirischen Stadt Neftejugansk organisiert zu haben. Der bis vor kurzem im Schweizer Exil lebende Ex-Ölmagnat und Kremlkritiker halte die Anschuldigungen «für eine Farce», sagte seine Sprecherin der Nachrichtenagentur Interfax.
Alten Fall wieder aufgenommen
Der Fall um den erschossenen Bürgermeister Wladimir Petuchow galt eigentlich als abgeschlossen. Der Funktionär soll damals mit Chodorkowskis Yukos-Konzern im Streit um Steuerzahlungen gelegen haben. Neftejugansk galt als wichtiger Standort von Yukos.
Überraschend wurde der Fall im vergangenen Juni wieder aufgenommen. Es gebe nun neue Beweise gegen Chodorkowski, hiess es von der russischen Ermittlungsbehörde.
Zudem werde Chodorkowski vorgeworfen, 1999 auch einen Anschlag auf einen Manager eines anderen Öl-Unternehmens in Auftrag gegeben zu haben. Dabei wurde ein Sicherheitsmann getötet. Chodorkowski werde nun zur Fahndung ausgeschrieben, hiess es.
Getötet von Auftragskillern?
«Es ist sehr schwierig, diese Vorwürfe zu beurteilen», sagt der Moskauer NZZ-Korrespondent Daniel Wechlin gegenüber SRF News. Sicher sei, dass zwei Menschen getötet worden seien, «wahrscheinlich durch Auftragskiller». Allerdings scheine das jetzige Vorgehen gegen Chodorkowski von langer Hand geplant und ziele offenbar darauf, diesen in der russischen Bevölkerung zu diskreditieren. «Die Vorwürfe sind sicher teilweise politisch motiviert», sagt Wechlin denn auch.
In russischen Oppositionskreisen werde vermutet, das Vorgehen der russischen Justiz könnte mit den Parlamentswahlen im nächsten Sommer zusammenhängen. Sie versuche so, die liberale Opposition im Land zu diskreditieren und deren Verbindung zu Chodorkowski in ein schlechtes Licht zu rücken.
Sollten hohe Behördenvertreter tatsächlich versuchen, Chodorkowski zu diskreditieren, müsse das im Licht «der Verschärfung der Repression gegen jewelche Kritiker in Russland» gesehen werden, die seit der Rückkehr Putins in den Kreml 2012 stetig zunehme, sagt der NZZ-Korrespondent.