Durch die Offensive auf die nordirakische IS-Hochburg Mossul sind laut Hilfsorganisationen unzählige Zivilisten massiv bedroht. Nach dem Vorstoss irakischer Sicherheitskräfte auf das Stadtgebiet bereite man sich jetzt auf das Schlimmste vor, erklärte der Irak-Direktor der Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council (NRC), Wolfgang Gressmann. «Das Leben von 1,2 Millionen Zivilisten ist in grosser Gefahr.» Jetzt sei der Moment der Wahrheit gekommen.
Die Hilfsorganisation Save the Children forderte einen Fluchtkorridor für die Menschen aus Mossul. Unter den Zivilisten dort seien auch 600'000 Kinder. Da die Kämpfe zunähmen, werde es für Familien immer schwieriger, die Stadt zu verlassen.
Menschliche Schutzschilde
Höchst besorgt zeigt sich Save the Children angesichts von Berichten, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) missbrauche Tausende Zivilisten als menschliche Schutzschilde. «Unschuldige Zivilisten zu schützen, muss in der Schlacht Priorität haben», hiess es.
Sorgen bereitet Beobachtern auch der Vormarsch schiitischer Milizen westlich von Mossul. Die vom Iran unterstützten Einheiten nahmen seit Beginn der Offensive vor mehr als zwei Wochen mehr als 40 Dörfer ein, wie der Sprecher der Milizen, Ahmed al-Asadi, sagte. Sie rückten nun weiter auf die vom IS kontrollierte Stadt Tel Afar vor.
Der Einsatz der Milizen bei der Offensive auf Mossul ist höchst umstritten. Die Sunniten im Irak lehnen eine Teilnahme der schiitischen Gruppen an der Operation strikt ab. Viele Sunniten fühlen sich von der Mehrheit der Schiiten diskriminiert. Sie befürchten Racheakte und eine weitere Machtausdehnung der Schiiten.
Eine Million Flüchtlinge befürchtet
Seit Beginn der Offensive vor mehr als zwei Wochen sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) rund 18'000 Zivilisten vertrieben worden. Der NRC warnte, die Nothilfelager in der Region füllten sich schnell. Hilfsorganisationen rechnen mit bis zu einer Million Flüchtlingen durch die Offensive.