Der einstige ägyptische Staatspräsident Mohammed Mursi ist zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Der Islamist wird für Totschlag und versuchten Totschlag von Demonstranten im Dezember 2012 verantwortlich gemacht.
Gericht spricht nicht von Mord
Die Staatsanwaltschaft hatte dem islamistischen Politiker vorgeworfen, für den Tod von Demonstranten vor dem Präsidentenpalast im Dezember 2012 verantwortlich zu sein. Das Gericht sah darin aber keine Mordabsicht. Ansonsten hätte Mursi dafür die Todesstrafe gedroht.
«Man muss das Urteil im politischen Umfeld sehen», sagt die in Kairo lebende Journalistin Astrid Frefel zum nun erfolgten Urteil. Es gehe wohl darum, dass Mursi nun lange Zeit ins Gefängnis bleibe und sich an der jetzigen Situation nichts ändere. Ein Todesurteil hätte in Ägypten wohl grössere Proteste von Anhängern der Muslimbrüder ausgelöst.
Mit Mursi 14 weitere Muslimbrüder verurteilt
14 weitere Spitzenfunktionäre aus der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft erhielten in demselben Verfahren Haftstrafen zwischen 10 und 20 Jahren. Alle Urteile, auch jenes gegen Mursi, sind noch nicht rechtskräftig.
Gegen Mursi sind mindestens drei weitere Verfahren im Gange. Dabei geht es um Anschuldigungen wie Geheimnisverrat oder Zusammenarbeit mit terroristischen Organisationen. Laut der Journalistin Frefel könnte in einem dieser Prozesse durchaus noch ein Todesurteil gegen den Ex-Präsidenten erfolgen.
Mursi wurde im Jahr 2013 nach Massenprotesten gegen seine Regierung von der Armee als Staatschef abgesetzt. Im Anschluss kam es zu schweren Unruhen. Die neue ägyptische Führung geht massiv gegen Mursis Anhänger, die sunnitisch-islamistischen Muslimbrüder, vor.