Ägypten nimmt im aktuellen Gaza-Konflikt eine zentrale Rolle ein. Die Verhandlungen zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen über einen Waffenstillstand finden indirekt in Kairo statt.
Das ist nicht einfach, denn der Konflikt zwingt Ägyptens Regierung zur diplomatischen Gratwanderung. Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi muss seine israelfeindlichen Wähler zufriedenstellen. Gleichzeitig erwartet der Westen, dass er die Hamas zur Raison bringt.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon wird zu Gesprächen in Kairo erwartet. Ban forderte Israel und die Hamas zu einer umgehenden Waffenruhe auf.
Obama stärkt Israel den Rücken
Auch US-Präsident Barack Obama drängt den ägyptischen Präsidenten zur Einflussnahme auf die Palästinenser. Obama stärkte zuvor den Israelis den Rücken. Israel habe das Recht, sich gegen Raketenangriffe zu verteidigen. Kein Land würde es tolerieren, wenn sein Volk ständigem Raketenbeschuss ausgesetzt sei. Alle Bemühungen zur Lösung des Konflikts müssten daher mit einem Stopp des Beschusses aus Gaza beginnen, sagte er am Sonntag.
Türkei verspielt Vermittlerrolle
Die Türkei wiederum stellt sich hinter die Palästinenser und mischt sich in den Konflikt ein. Der türkische Aussenminister Ahmet Davutoglu will – gemeinsam mit Vertretern der Arabischen Liga – am Dienstag in den Gazastreifen reisen.
Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan hatte sich zuvor wenig diplomatisch gezeigt mit den Worten: «Diejenigen, die den Islam mit Terrorismus in Verbindung bringen, verschliessen ihre Augen angesichts der Massentötung von Muslimen. Zudem drehen sie ihre Köpfe vom Massaker an Kindern in Gaza weg. Deshalb sage ich, dass Israel ein terroristischer Staat ist und seine Taten Terroranschläge sind.»
In Teilen der arabischen Welt wurde Erdogan für diese scharfe Kritik gefeiert. Als Vermittler und Versöhner in dem Konflikt scheidet die Türkei damit wohl definitiv aus.
Solidarität erhalten die Palästinenser auch aus dem Libanon. Wenn die Delegation der Arabischen Liga nach Gaza reist, ist auch der libanesische Aussenminister dabei. Sein Land hat derzeit den Vorsitz inne. Der Nahost-Konflikt ist für die Libanesen eine willkommene Ablenkung von den Problemen im eigenen Land. Denn in seiner Ablehnung gegenüber Israel ist sich der in der Syrienfrage völlig gespaltene Libanon einig.
Auch in der EU bemühen sich derzeit die Aussen- und Verteidigungsminister um einen Beitrag zur raschen Deeskalation. EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich vor dem Ministertreffen betroffen über die steigende Zahl der Toten. Die Raketenangriffe von Gaza nach Israel müssten sofort gestoppt werden, forderte auch sie.