Mindestens 46 Tote und 140 Verletzte: Das ist die Bilanz eines Doppelanschlags in der türkischen Stadt Reyhanli in der Nähe der syrischen Grenze. In diesem Zusammenhang nahm die Polizei inzwischen neun Verdächtige fest. Sie seien alle türkische Staatsbürger, sagte Vizeregierungschef Besir Atalay. Und: «Es gibt Geständnisse.» Die mutmasslichen Täter sollen Verbindungen zum syrischen Geheimdienst haben. Unter den Festgenommenen soll auch Planer des Angriffs sein.
Die Gruppe soll an der Erkundung des Anschlagsorts und der Beschaffung der Fahrzeuge beteiligt gewesen sein. Nach weiteren Verdächtigen werde noch gesucht.
Syrien hat die Verantwortung für die Anschläge zurückgewiesen. Informationsminister Omran al-Subi sagte, die türkische Regierung habe zugelassen, dass aus der Grenzregion ein Zentrum für den internationalen Terrorismus geworden sei. Ankara trage dafür die moralische und politische Verantwortung.
Grenzregion als Pulverfass
Die Türkei wird immer tiefer in den blutigen syrischen Bürgerkrieg hineingezogen. Die Gewalt schwappt immer häufiger über die Grenze. Die Lage ist aber auch brandgefährlich, weil die Region der Grenzprovinz Hatay selbst ein Mikrokosmos des Konflikts in Syrien ist. Geflüchtete Gegner Assads sind dort in einer türkischen Region untergebracht, die Heimat der alawitischen Minderheit in der Türkei ist. Weil auch Assad der muslimischen Minderheit der Alawiten angehört, kann sein Regime in Hatay Sympathisanten instrumentalisieren.
Eine Lösung dieses Problems? Die Denkfabrik «International Crisis Group» erklärte in einem Bericht, dass mehrere internationale Organisationen in die Hilfe eingebunden werden müssten. So könne verhindert werden, dass syrische Rebellenkämpfer das türkische Grenzgebiet als Rückzugsraum nutzen.