Darum geht es: In Somaliland, der selbsternannten Republik im Nordwesten Somalias, ist ein neuer Präsident gewählt worden. Somaliland hat sich vor über 30 Jahren nach einem blutigen Bürgerkrieg von Somalia unabhängig erklärt. Zwar wird seine Souveränität international nicht anerkannt, doch faktisch ist die Regierung unabhängig, die Republik verwaltet sich selbst. Und: Kaum ein Land am Horn von Afrika ist in den vergangenen Jahrzehnten stabiler und sicherer gewesen.
Gemeinsames Ziel: Das Land habe davon profitiert, dass man in den letzten Jahrzehnten in der Politik zusammengearbeitet habe – und nicht gegeneinander, sagt SRF-Afrikakorrespondent Fabian Urech. «Man wollte das Land voranbringen.» Ausserdem kamen viele im Ausland lebende Somaliländer in ihre Heimat zurück, die sich für den Aufbau des Landes einsetzten. Jetzt gibt es dort Ministerien, Gerichte, eine Verfassung und sogar eine Armee – und eine eigene Währung.
Isoliertes Land: Da Somaliland international nicht anerkannt wird, steht es vor grossen Problemen. So hat es keinen Zugang zu den internationalen Finanzmärkten, internationale Entwicklungszusammenarbeit ist schwierig. Ausserdem können die Einwohnenden nicht ins Ausland reisen, weil ihr Pass nicht anerkannt wird. Die Folge: «Somaliland ist sehr arm, das Durchschnittseinkommen beträgt pro Jahr umgerechnet nur rund 1000 Franken», sagt der Korrespondent.
Gründe für die Isolation: In der Region am Horn von Afrika schlagen sich viele Regierungen mit sezessionistischen Gruppen herum. Wenn sie nun Somaliland als unabhängig anerkennen würden, so befürchten sie, damit quasi die Büchse der Pandora zu öffnen. «Eine Anerkennung könnte andere nach Unabhängigkeit strebende Regionen in Afrika dazu motivieren, dieses Ziel mit noch mehr Nachdruck einzufordern», sagt Urech.
Bedrohte Stabilität: Die internationale Isolation nagt an der Stabilität Somalilands. Die Regierung hat kürzlich ein Abkommen mit dem Binnenland Äthiopien abgeschlossen. Demnach würde Äthiopien Somaliland anerkennen und könnte im Gegenzug dafür den grössten Hafen Somalilands in Berbera kontrollieren. Doch das kam in der Nachbarschaft schlecht an. So sprach die Regierung von Somalia von einer «Aggression». Auch Ägypten und Dschibuti drohen mit Konsequenzen.