Mit zwei klaren Aussagen ist Muhammadu Buhari zur Präsidentschaftswahl in Nigeria angetreten. Er versprach, die Terrorgruppe Boko Haram ausmerzen und die Korruption bekämpfen zu wollen. Damit hat er sich Ende März gegen Amtsinhaber Goodluck Jonathan durchgesetzt und ist Ende Mai als Präsident vereidigt worden. Doch was hat Buhari bisher erreicht?
Schon einiges, sagt etwa Ini Dele-Adedeji von der Schule für orientalische und afrikanische Studien SOAS der Universität London. Auf Anfrage von SRF News erklärt er: «Buhari ist besser für das Land, als die meisten seiner Vorgänger. Er ist diszipliniert, gilt als unbestechlich. Und er versucht, den Ruf von Nigeria zu verbessern.»
Korruption bereits angepackt
Indem er zum Beispiel Korruption bekämpft. Diese sei im afrikanischen Land allgegenwärtig, sagt der Politikwissenschaftler. Buhari habe bereits kleine Zeichen gesetzt: «Schon in den ersten Wochen seiner Präsidentschaft hat er gezeigt, dass er es Ernst meint», sagt Dele-Adedeji.
So hat Buhari etwa Mitte Juli sein Gehalt um die Hälfte gekürzt und 93 Botschafter, die von seinem Vorgänger ernannt worden waren, abberufen. Damit wolle sich der Präsident von der Vetternwirtschaft seiner Vorgängerregierung abgrenzen und seinem Land zeigen: «Niemand wird verschont.»
Dass Buhari die Korruption bereits angepackt hat, freut auch Adama Ousmanou, Gastdozent am Zentrum für Afrikastudien der Universität Basel. «Buhari hat persönlich vorgezeigt, dass es Genügsamkeit braucht, indem er etwa sein Gehalt gekürzt und auf den Kauf neuer Autos verzichtet hat.»
Kampf gegen Boko Haram schwierig
Viel dringender sei aber der Kampf gegen Boko Haram, sagt Ousmanou. «Über 500 Menschen sind nach offiziellen Angaben von der Terrorgruppe umgebracht worden, seit Buhari Präsident ist. Wir wissen aber, diese Angaben sind nie ganz genau», erklärt er. Immer wieder kommt es zu Anschlägen, zuletzt dieses Wochenende, vermutlich von Boko Haram verübt. Im Nordosten Nigerias sprengte sich auf einem Markt eine Frau in die Luft, mindestens 13 Menschen starben.
Buhari habe versprochen, die Terrorgruppe zwei Monate nach seinem Amtsantritt zerschlagen zu haben, erklärt der Historiker Ousmanou. «Wenn das wirklich der Fall wäre, hätten wir schon heute gewisse Fortschritte gesehen. Wir verlangen nicht nach einem Wunder, aber im Moment wissen wir nicht, was in Sachen Boko Haram passiert.»
Der Kampf gegen die Terrorgruppe sei kompliziert, sagt auch Politikwissenschaftler Ini Dele-Adedeji. Überstürzt handeln bringe nichts, genauso wenig wie mit Gewalt gegen die Terrorgruppe vorzugehen. «Buhari ist ein Militärstratege. Er analysiert zuerst das Problem und handelt erst dann.»
Hoffnungen ruhen auch auf USA
Was er bereits gemacht habe: sich Verbündete gesucht. «Präsident Buhari versucht mit jedem Kontakt aufzunehmen, der ihn im Kampf gegen Boko Haram unterstützen kann», sagt Ini Dele-Adedeji. «Er hofft auf die Nachbarstaaten Tschad, Niger, Kamerun, auch auf Amerika.»
Vor einer Woche traf Buhari deswegen Barack Obama. Dabei lobte der US-Präsident den nigerianischen Staatschef als Hoffnungsträger für das bevölkerungsreichste Land Afrikas. «Buhari hat sein Amt mit einer sehr klaren Agenda angetreten», sagte Obama.
Etwas zu früh für Bilanz
Reicht, was Buhari bis jetzt gemacht hat auch den Nigerianerinnen und Nigerianern? «Vor allem Menschen im Norden des Landes (die Terrormiliz kontrolliert weite Teile des Nordens) möchten, dass er schneller vorwärts macht im Kampf gegen Boko Haram», erklärt Dele-Adedeji.
«Vielleicht geht er langsam vor. Trotzdem denke ich, wird er sein Versprechen – Boko Haram auszumerzen – längerfristig erfüllen können.» Dieser Meinung ist auch Adama Ousmanou. «Buhari kann den Kampf gegen Boko Haram gewinnen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.»
Derzeit sei es allerdings noch etwas zu früh, zu sagen, dass jetzt dank Buhari alles schön und gut sei, sagt Ini Dele-Adedeji. «Geben wir ihm noch ein Jahr. Erst dann können wir wirklich sehen, was sich dank ihm alles verändert hat in Nigeria.»
sda/dpa