Die irakische Armee hat sich trotz vereinzelter Gegenangriffe von Dschihadisten weiter in Richtung der IS-Hochburg Mossul vorgekämpft. Gemeinsam mit lokalen Milizen und kurdischen Peschmerga-Kämpfern wurden nach Angaben der militärischen Führung zahlreiche Orte in der Nähe von Mossul befreit.
Nach eigenen Angaben befinden sich Peschmerga-Kämpfer mittlerweile rund 9 Kilometer von Mossul entfernt. Das irakische Staatsfernsehen strahlte Bilder aus, auf denen Soldaten die irakische Flagge im Stadtzentrum der früher vor allem von Christen bewohnten Stadt Karakosch hissten.
Unterdessen kehrten viele Menschen in die befreiten Dörfer zurück, um nach ihren Häusern zu sehen. Tausende waren vor gut zwei Jahren geflohen, als die IS-Terrormiliz die Gegend eingenommen hatte. Medienberichte zeigten von Kämpfen zerstörte Häuser sowie Menschen, die in den Trümmern nach Habseligkeiten suchten.
Als Reaktion auf die Mossul-Offensive gingen die Extremisten andernorts zu Gegenangriffen über. Ein Militärsprecher berichtete am Sonntag von einem Angriff auf die Stadt Rutba, im Westen des Irak. Zwölf irakische Soldaten seien dabei getötet worden. Die Dschihadisten hätten versucht, Regierungsgebäude einzunehmen.
In der nordirakischen Stadt Kirkuk sei die Lage nach einem Angriff der Terrormiliz hingegen wieder unter Kontrolle, berichtete ein Polizeisprecher. Dort waren bei einem Überraschungsangriff von Schläferzellen mindestens 47 irakische Soldaten und 39 Terroristen gestorben. Am Wochenende durchkämmten Sicherheitskräfte die Stadt auf der Suche nach weiteren Terroristen.
Türkei darf nicht mitmachen
Der irakische Premierminister Haidar al-Abadi wies derweil nach einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Ashton Carter das Angebot der Türkei zurück, beim Kampf gegen den IS in Mossul zu helfen. «Wir wissen, dass die Türkei beim Kampf gegen den Islamischen Staat mitmachen will», sagte Al-Abadi. «Wir bedanken uns dafür, aber das ist etwas, das die Iraker alleine schaffen.»
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan beharrt auf einer Beteiligung der Armee seines Landes an der Rückeroberung Mossuls vom IS. Die türkische Regierung befürchtet, dass das mehrheitlich von Sunniten bewohnte Mossul nach der Einnahme durch die von den USA geführte Anti-IS-Koalition von Kurden und schiitischen Muslimen beherrscht würde.
Aufruf vom Papst
Angesichts der Berichte über Gräueltaten gegen die Bevölkerung von Mossul hat Papst Franziskus seine Bestürzung zum Ausdruck gebracht. «Unser Gewissen ist erschüttert angesichts der grausamen Gewalttaten, die seit allzu langer Zeit gegen unschuldige Bewohner begangen werden, seien es Muslime, Christen oder Angehörige anderer Ethnien und Religionen», sagte der Pontifex beim traditionellen Angelus-Gebet vor rund 50'000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom.
«Die Nachrichten darüber, dass viele Söhne und Töchter dieser geliebten Erde kaltblütig getötet worden sind, darunter auch viele Kinder, haben mich sehr betroffen gemacht.»