Formal befinden sich Nord- und Südkorea seit 62 Jahren im Kriegszustand. Dies, weil nach dem Krieg der Jahre 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Doch nun habe der nordkoreanische Führer Kim Jong Un die Grenztruppen in volle Kampfbereitschaft versetzt, meldet die nordkoreanische Nachrichtenagentur.
Ein Grund dafür sei das internationale Atomabkommen mit dem Iran. Pjöngjang wolle ein Zeichen setzen, erklärt SRF-Asien-Mitarbeiter Pedro Achten, «da Nordkorea auch ein Atomprogramm hat und sich bisher gewehrt hat, zu einer Übereinkunft mit der Weltgemeinschaft zu kommen».
Propaganda und Machterhalt
Und es gebe auch innenpolitische Gründe, um mit den Säbeln zu rasseln. «Kim Jong Un ist seit 2011 an der Macht», so Achten. In der Zeit habe er zahlreiche Aktionen durchgeführt – militärische, aber auch andere, die seine Position festigen sollten. So habe er zum Beispiel sehr nahe Verwandte hinrichten lassen.
Dafür, dass sich die Situation zwischen den beiden Ländern verschärft hat, ist auch eine Propaganda-Kampagne Südkoreas mitverantwortlich. An der Grenze wurden – nach elfjähriger Unterbrechung – über Lautsprecher Parolen an die Menschen im Norden gerichtet. «Dies hat Kim Jong Un aufs Äusserste gereizt», sagt Achten.
Warten auf eine Entschuldigung
Mit der kilometerweit hörbaren Beschallung reagierte Seoul wiederum auf eine Landminenexplosion Anfang August, bei der an der Grenze zwei südkoreanische Soldaten schwer verletzt worden waren. Die südkoreanische Regierung wirft dem Norden vor, die Mine dort platziert zu haben, was Pjöngjang jedoch zurückweist.
Die Propaganda-Beschallung werde fortgesetzt, bis Nordkorea sich für den Zwischenfall entschuldige, sagte Verteidigungsminister Baek Seung im Parlament. Am Donnerstag kam es zudem zu Schüssen entlang der entmilitarisierten Zone.
Angst vor Krieg im Westen und Osten
Die aktuellen Spannungen sind laut dem Asien-Kenner zwar hochgefährlich. «Wenn man auf die letzten Jahrzehnte zurückblickt, ist es aber auch Alltag.» So wisse Nordkorea genau, wie weit es gehen könne. Nur: «Kim Jong Un hat in den letzten Jahren immer schärfer reagiert als sein Vater und sein Grossvater vor ihm.»
Deshalb gebe es in Südkorea, im Westen, aber auch in Russland und China immer mehr Politiker, die die Lage für hochgefährlich halten, sagt Achten, der den Konflikt schon seit 30 Jahren beobachtet. Er selbst rechnet aber nicht mit einem Krieg.