Der Gouverneur des Bundesstaates Missouri, Jay Nixon, hat über die Kleinstadt Ferguson Notstand ausgerufen und eine nächtliche Ausgangssperre verfügt. Damit sollen weitere gewalttätige Proteste verhindert werden. Die Ausgangssperre soll Mitternacht in Kraft treten und bis fünf Uhr am Sonntagmorgen dauern.
Video von Diebstahl veröffentlicht
Die Polizei von Ferguson hatte am Freitag mitgeteilt, Michael Brown habe eine Tabakware im Wert von 49 Dollar gestohlen, kurz bevor er getötet wurde. Die Polizei veröffentlichte Aufnahmen einer Überwachungskamera.
Darauf ist ein grosser, muskulöser schwarzer Mann zu sehen, der einen Ladenmitarbeiter am T-Shirt packt und schüttelt. Der Mann in dem Video trägt T-Shirt, Khaki-Shorts und Sandalen – die gleiche Kleidung, die Brown trug. Die Polizei erklärte, es sei erwähnenswert, das der Diebstahl «mit einem anderen Vorfall in Verbindung steht», bei dem Brown durch einen Polizeibeamten erschossen worden sei.
Browns Eltern reagierten empört. Sie warfen der Polizei vor, ihren Sohn, der keine kriminelle Vergangenheit habe, in ein schlechtes Licht zu rücken. Keine der vorgelegten Fakten könne «die hinrichtungsartige Tötung ihres Kindes durch einen Polizisten rechtfertigen, während er die Hände hoch hielt, was weltweit das Zeichen des Sich-Ergebens ist», erklärten die Anwälte der Familie.
Neue Krawalle entfacht
Nach der Veröffentlichung des Videos kam es im Ort erneut zu Ausschreitungen. Randalierer zogen in der Nacht durch die Strassen und plünderten Geschäfte. Medienberichten zufolge schritten mehrere Bürger gegen die Plünderer ein. Eine Menschenkette wehrte Plünderer vor dem Geschäft ab, in dem Brown den Diebstahl begangen haben soll, wie der TV-Sender CNN berichtete.
Seit der Tötung des 18-jährigen Michael Brown am 9. August hatte es in Ferguson tagelang Zusammenstösse zwischen Demonstranten und schwer bewaffneten Polizisten gegeben.
Nach fünf Tagen waren die örtlichen Polizeikräfte abgezogen worden und die Polizei des Bundesstaates – angeführt von einem schwarzen Beamten – übernahm die Verantwortung für die Sicherheit in der mehrheitlich von Afroamerikanern bewohnten Stadt. Die Lage hatte sich daraufhin zunächst beruhigt.
Polizeichef korrigiert Angaben
Am Freitag wurde auch der Name des Todesschützen bekanntgegeben. Laut dem Polizeichef Thomas Jackson handelte es sich dabei um den 28-jährigen weissen Beamten Darren Wilson. Dieser habe zuvor noch nie gegen Disziplinarregeln verstossen.
Später sagte Jackson, der erste Kontakt zwischen Wilson und Brown habe «nicht mit dem Diebstahl» zusammengehangen. Vielmehr habe der Polizist Brown angehalten, «weil er auf der Strasse lief und den Verkehr aufhielt. Das war's».
Jackson gab nach eigenen Angaben den Polizeibericht und das Überwachungsvideo heraus, weil zahlreiche Medien unter Berufung auf das Gesetz zur Informationsfreiheit die Herausgabe von Informationen verlangt hatten.
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Bild 1 von 10. Die Demonstranten liessen sich in der Nacht zum Sonntag von der Ausgangssperre nicht abschrecken. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Die vom Gouverneur verhängte Ausgangssperre wurde von run 150 Demonstranten missachtet. Polizisten warfen Rauchbomben in die Menge und setzten Tränengas ein. Bildquelle: Keystone/17.08.14.
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Bild 3 von 10. Zerschlagene Fensterscheiben und leere Regale: In Ferguson kam es am Rande von Protesten gegen die Polizeigewalt erneut zu Plünderungen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 10. Der Zorn der Anwohner von Ferguson entfachte aufs Neue, nachdem die Polizei ein Video veröffentlichte, das den getöteten Teenager Michael Brown in ein ungutes Licht rückte. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 10. Die Bilder einer Überwachungskamera zeigen angeblich den 18-Jährigen (links) bei einem Ladendiebstahl – am Tag seines Todes. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 10. Mit erhobenen Händen – so wurde Michael Brown angeblich erschossen. Demonstranten weisen auf die laut Browns Anwalt «hinrichtungsartige Tötung» hin. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 10. Seit Tagen fordern die Leute auf der Strasse Gerechtigkeit für den Tod des Teenagers. Bildquelle: SRF/Beat Soltermann .
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Bild 8 von 10. Zwischenzeitlich blieben die Demonstrationen friedlich – so zum Beispiel nach dem Abzug der weissen Polizeikräfte. Bildquelle: SRF/Beat Soltermann .
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Bild 9 von 10. Die Trauer um den getöteten Teenager in Ferguson ist gross. Bildquelle: SRF/Beat Soltermann .
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Bild 10 von 10. Der Ort des Geschehens: Hier wurde der unbewaffnete Michael Brown von einem Polizisten erschossen. Bildquelle: Keystone.