Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) plädiert bei der Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU für geordnete Verhältnisse. Die Flüchtlinge dürften sich ihre Zielländer nicht selbst aussuchen, «sonst stehen wir vor einer unbewältigbaren Aufgabe», sagte Faymann im österreichischen Fernsehen ORF.
Die schutzbedürftigen Männer, Frauen und Kinder müssten direkt aus Verteilerzentren an der EU-Aussengrenze auf die einzelnen Mitgliedsstaaten aufgeteilt werden.
Überfordert ab 37'000 Flüchtlingen
Wichtig sei nach der Schliessung der Balkanroute etwaige Ausweichwege zu sichern. Über Bulgarien oder Italien. Nach Aussage des Kanzlers müssen entsprechende Vorbereitungen getroffen werden, bevor sich im Frühling wieder mehr Menschen auf den Weg nach Europa machen.
Die Einführung einer Obergrenze von 37‘500 Asylbewerbern pro Jahr sei notwendig gewesen, um Österreich nicht zu überfordern.
Seitenhieb an Merkels Adresse
Man müsse die Realität der Flüchtlingskrise anerkennen und Massnahmen setzen: «Wer das nicht sieht, hat nichts über für Ordnung. Der braucht sich dann nicht wundern, wenn das nicht menschlich ausgeht», sagte Faymann.
Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) solle sich ein Beispiel an der Entscheidung Wiens nehmen und ebenfalls eine Obergrenze einführen: «Es ist wichtig, dass die Kanzlerin auf unseren Kurs einschwenkt.»
Ungeachtet dieser innereuropäischen Querelen sind inzwischen an Bord von zwei Fähren gut 600 neue Flüchtlinge aus den Inseln der östlichen Ägäis in der griechischen Hafenstadt Piräus angekommen.
Dramatische Lage in Idomeni
Sie hatten in den vergangenen Tagen aus der Türkei zu den Inseln Lesbos und Chios übergesetzt. Nach offiziellen Angaben waren am 10. März 835, am 11. März 232 und am 12. März 2578 Flüchtlinge aus der Türkei auf diesen Inseln angekommen.
Im Norden des Landes bleibt die Lage im provisorischen Lager von Idomeni dramatisch. Nach erneutem Dauerregen am Sonntag und in der Nacht ist das Lager völlig verschlammt. Einige Hundert Flüchtlinge haben Idomeni verlassen und sind in organisierte Lager gegangen.
In Idomeni harren aber weiterhin mehr als 12'000 Menschen aus. Fast täglich demonstrieren sie für die Öffnung der Grenze.