Menschenmassen säumen die Strassen der philippinischen Hauptstadt Manila. Papst Franziskus erwidert ihre Begeisterung. Auf dem Weg in den Präsidentenpalast kurbelt er als erstes die Scheibe seines Wagens herunter, lehnt sich weit hinaus und winkt fröhlich.
Ein Scherzchen am Rande
Bei einer anschliessenden ersten Predigt mit Priestern, Bischöfen und Kirchenaktiven hatte er in der Kathedrale von Manila sofort die Lacher auf seiner Seite. Franziskus' erste Worte waren «Hast Du mich lieb?». Eine Wiederholung aus dem gerade vorgelesenen Evangelium nach Johannes.
Einige in der Gemeinde antworteten aber deutlich «Ja», bevor der Papst fortfahren konnte. Er unterbrach seinen Text lachend und sagte: «Ja, vielen Dank - auch wenn ich eigentlich nur aus dem Evangelium zitiert habe.» Dann setzte er seine Predigt fort.
Wir waren Gott so nahe. Ein unbeschreibliches Gefühl, so etwas habe ich noch nie erlebt.
Die Philippinen selber sind zu 80 % Katholiken, die Mehrzahl tief religiös. Die Begeisterung über den Papstbesuch kennt darum kaum Grenzen. Manche Menschen warteten mehr als acht Stunden am Strassenrand, um die Wagenkolonne vorbeifahren zu sehen.
Viele berichteten sofort von übernatürlichen Erlebnissen. «Mir wurde in dem Moment so leicht ums Herz», meinte etwa Emma Velasquez. «Ein unbeschreibliches Gefühl, so etwas habe ich noch nie erlebt», sagte ihr Mann Alvin. «Wir fühlten uns so nah bei Gott», erzählte Tes Guadarrama, die mit Mann und Töchtern gekommen war. Weniger übernatürlich dürften dem gegenüber die Gefühle der Politiker und Reichen des Landes gewesen sein.
Reiche müssen ihre Einstellung ändern
Franziskus redete zunächst den Politikern in dem von Korruption geplagten Land ins Gewissen. «Politiker müssen ein leuchtendes Beispiel für Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Hingabe für das Gemeinwohl sein», sagte er. Dann prangerte er «eklatante und skandalöse soziale Ungerechtigkeit» an.
Der asiatische Inselstaat hat viele Milliardärsfamilien, aber ein Viertel der etwa 100 Millionen Einwohner lebt unter der Armutsgrenze, deutlich mehr als im weltweiten Durchschnitt. «Um die sozialen Strukturen zu verändern, die die Armut festschreiben, müssen Einstellungen verändert werden», sagte der Papst in der Hauptstadt Manila. In wie weit das auch seine eigene Einstellung und die seiner Kirche betreffen könnte, war von Seiten verschiedener Politaktivisten in die Diskussion eingebracht worden.
Keine Abkehr von der Familienpolitik
Diese führen nämlich die Armut in dem Land unter anderem auf das explosive Bevölkerungswachstum zurück, das die Kirche mit ihrem Widerstand gegen künstliche Empfängnisverhütung mit zu verantworten habe. Die Kirche hat auf den überwiegend katholischen Philippinen erheblichen Einfluss auf die Politik. Franziskus hielt aber die Familienwerte noch. Die Familie müsse geschützt werden, wie auch der Respekt für die Würde des ungeborenen Lebens.
«Aber wie alle Geschenke Gottes kann die Familie verschandelt und zerstört werden. Sie braucht unsere Unterstützung», sagte er. «Wir wissen, wie schwer es in den heutigen Demokratien ist, so menschliche Grundrechte wie den Respekt für die unversehrbare Würde jedes Menschen, den Respekt für Gewissens- und Religionsfreiheit und den Respekt für das unabdingbare Recht auf Leben, angefangen bei den Ungeborenen bis zu den Alten und Kranken, zu erhalten und zu verteidigen.»