Es dürfte eine der letzten grossen Entscheidungen des Papstes gewesen sein. Benedikt XVI. hat seinen Segen gegeben: Der neue Chef der Vatikanbank wird der deutsche Bankier Ernst von Freyberg. Die zuständige Kommission aus Kardinälen hat den Posten nach rund neun Monaten der Vakanz neu besetzt.
Die Kommission teilte mit: Die Entscheidung für von Freyberg erfolgt «nach eingehender Prüfung und einer Reihe von Gesprächen über mehrere Monate». Laut Vatikan-Sprecher Federico Lombardi ist der gelernte Jurist von Freyberg kein persönlicher Freund des Papstes. Für den Posten beim Institut für religiöse Werke (IOR) gab es etwa 40 Kandidaten.
Säckelmeister des Malteserordens
Laut SRF-Korrespondent Massimo Agostinis ist von Freyberg Schatzmeister des einflussreichen Malteserordens. Er soll auch regelmässig Wallfahrten nach Lourdes organisieren, sei also ein strammer Katholik.
Italienische Zeitungen sind überzeugt, dass um die Besetzung des Amtes ein schwerer Machtkampf in der Kurie ausgebrochen ist. Der Streit drehe sich darum, wie transparent die Vatikanbank künftig sein soll, sagt Agostinis. Die Transparenz sei allerdings nicht die einzige Baustelle, die die Vatikan-Bank bald angehen müsse.
Hat die Vatikanbank Geld gewaschen?
Warum brauchte es einen neuen Chef? Ende Mai war der Chef der Vatikanbank, Ettore Gotti Tedeschi, entlassen worden. Offenbar führte ein interner Streit zur Entlassung. Bei der Auseinandersetzung ging es um die Art der Führung des Instituts. Ein heikler Punkt: Denn die Vatikanbank steht wegen Geldwäschevorwürfen in der Kritik.
Gotti Tedeschi wollte Reformen vorantrieben: Unter ihm sollte sich das Institut an internationale Standards halten. Das schmeckte einem Teil des Vatikans und Vatikanstaatssekretär Tarcisio Bertone nicht. Ihr Ziel: die Souveränität der Bank erhalten.