In seinem ersten apostolischen Lehrschreiben hat Papst Franziskus zu weitreichenden Reformen und einer radikalen Öffnung der katholischen Kirche aufgerufen.
In dem rund 200 Seiten langen Text fordert der Pontifex die Kirche auf, «neue Wege» und «kreative Methoden» zu wählen.
Hinwendung zu sozialen Problemen
Das herrschende Wirtschaftssystem nennt er «in der Wurzel ungerecht». Diese Form der Wirtschaft töte, denn in ihr herrsche das Gesetz des Stärkeren. Der Mensch sei nur noch als Konsument gefragt, und wer das nicht leisten könne, der werde nicht mehr bloss ausgebeutet, sondern ausgeschlossen, weggeworfen.
Mit starken Worten fordert der Papst eine Hinwendung der Kirche zu den sozialen Problemen der Welt: «Mir ist eine ,verbeulte' Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Strassen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.»
Ihre Einstellung in der Frage der Abtreibung werde die Kirche nicht ändern, stellte der Papst klar. Der Schutz des ungeborenen Lebens sei keine Frage der Modernität, der sich die Kirche anpassen müsste. Wahr sei aber auch, «dass wir wenig getan haben, um die Frauen angemessen zu begleiten, die sich in sehr schweren Situationen befinden», etwa nach Vergewaltigungen.
Reform des Papsttums
Den Bischöfen komme bei der Reform der Kirche eine entscheidende Rolle zu, schreibt Franziskus laut einer von «Radio Vatikan» veröffentlichten Zusammenfassung: «In diesem Sinn spüre ich die Notwendigkeit, in einer heilsamen Dezentralisierung voranzuschreiten.»
Franziskus fordert auch eine Reform des Papsttums. Man dürfe keine Angst haben, Dinge anzugehen, die zwar historisch gewachsen seien, aber nicht direkt mit dem Evangelium zusammenhingen.