Beim polnischen Volk ist die Freude über die Ankunft des Pontifex riesig. Doch Papst Franziskus liess es sich nicht nehmen, die Flüchtlingspolitik des erzkatholischen Landes gleich zu Beginn seines Besuches offen zu kritisieren.
Es sei «die Bereitschaft zur Aufnahme derer notwendig, die vor Kriegen und Hunger fliehen», sagte das Kirchenoberhaupt bei einem Treffen mit der polnischen Staatsspitze um Präsident Andrzej Duda und Regierungschefin Beata Szydlo in Krakau. Das Phänomen der Migration verlange «eine zusätzliche Portion an Weisheit und Barmherzigkeit, um die Ängste zu überwinden und das Optimum zu verwirklichen», so Papst Franziskus
Weltjugendtag mit einer halben Million Pilger
Polen weigert sich im Unterschied zu anderen EU-Staaten, in nennenswertem Umfang muslimische Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien, dem Irak oder Afghanistan aufzunehmen. Dies hatte Regierungschefin Szydlo vor dem Hintergrund der jüngsten Anschläge in Deutschland und Frankreich jüngst nochmals betont.
Franziskus nimmt in Krakau am Weltjugendtag teil, zu dem sich mehr als eine halbe Million junge Pilger versammelt haben. Zudem will der Argentinier auf seiner fünftägigen ersten Polen-Reise das ehemalige deutsche NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau besuchen und dort Holocaust-Überlebende treffen.
Sein Programm umfasst auch einen Abstecher in den Wallfahrtsort Tschenstochau, wo sich die Schwarze Madonna befindet, das Nationalheiligtum Polens.
Immense Sicherheitsvorkehrungen
Die Reise des Pontifex steht unter dem Eindruck mehrerer Anschläge und blutiger Taten in den vergangenen Tagen, darunter in Nizza, München, Ansbach und zuletzt der Angriff auf eine katholische Kirche bei Rouen in Nordfrankreich.
Die Sicherheitsvorkehrungen in Krakau, wo junge Katholiken aus 187 Staaten am Weltjugendtag teilnehmen, sind deshalb sehr hoch. Mindestens 25'000 Sicherheitskräfte sollen für einen reibungslosen Ablauf des Papst-Besuches sorgen. Nach Einschätzung der Veranstalter ist Krakau diese Woche «wahrscheinlich die sicherste Stadt in Europa».
Ein angespanntes Verhältnis
Den Weg vom Flughafen in die Krakauer Innenstadt legte Franziskus zum Teil in seinem Papamobil zurück. Tausende Menschen standen entlang der Strecke und winkten dem Pontifex zu, der die Menschen ebenfalls grüsste.
Am Abend traf der Papst polnische Bischöfe in der Kathedrale von Krakau. Das Gespräch hinter verschlossenen Türen sei in warmherziger Atmosphäre abgelaufen, sagte der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Stanislaw Gadecki.
«Die Medien haben es erscheinen lassen, als sei der Papst nach Polen gekommen, um die polnischen Bischöfe zu kritisieren – aber das ist nicht passiert», sagte er. Das Verhältnis des besonders konservativen polnischen Episkopats zum Papst, der für eine offenere Kirche eintritt, gilt als angespannt.