Die Sicherheitskräfte setzten in Hongkong offenbar immer mehr auf Gewalt. Mit Schlagstöcken und Tränengas wurde ein besetzter Strassentunnel in der Metropole geräumt.
Dabei kam es zu teils chaotischen Szenen. Zahlreiche Demonstranten wurden zu Boden gerungen und weggetragen. 45 Menschen wurden festgenommen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie mehrere Polizisten minutenlang auf einen in Handschellen am Boden liegenden Demonstranten einprügelten.
Das Opfer wurde später als Ken Tsang, Mitglied der oppositionellen, prodemokratischen Bürgerpartei, identifiziert. Abgeordnete der Partei veröffentlichten Fotos von seinen Prellungen und Abschürfungen am Körper und im Gesicht. Er wurde im Krankenhaus behandelt. Sicherheitschef Lai Tung-kwok berichtete, die beteiligten Beamten seinen «vorübergehend vom Dienst suspendiert» worden.
Nach einer Beschwerde wegen Polizeibrutalität wurde eine formelle Untersuchung eingeleitet. Die Polizei zeigte sich «besorgt» über das Video mit den Beamten, «die verdächtigt werden, heute Morgen übermässige Gewalt eingesetzt zu haben», wie es hiess.
Auf eigene Faust gehandelt
Für die Besetzung des Strassentunnels sind laut Studentenführern nicht die Studentenvereinigung und die Schülergruppe «Scholarism» verantwortlich, die hinter der Demokratiebewegung stehen. Nach der Räumung mehrerer Barrikaden durch die Polizei hätten einige Demonstranten auf eigene Faust gehandelt und die wichtige Verkehrsader blockiert.
Die Proteste in der autonom regierten Sonderverwaltungsregion Chinas begannen vor zwei mehr als Wochen. Sie richten sich gegen einen Beschluss Pekings, wonach die Hongkonger künftig zwar direkt wählen, aber keine Kandidaten frei nominieren dürfen. Die Wahlreform geht vielen Bewohnern von Hongkong nicht weit genug. Bisher verliefen die Proteste weitgehend friedlich. Wegen ihrer Schirme, die die Demonstranten gegen Pfefferspray und zum Schutz vor der Sonne benutzen, wird die Demokratiebewegung «Regenschirm-Revolution» genannt.