Pussy Riot Ekaterina Samutsevich gibt sich auf dem Roten Platz in Moskau kämpferisch – aber auch selbstkritisch: «Niemand hätte sich dies vorstellen können. Selbstverständlich haben wir jedes Mal diskutiert, ob es Risiken gibt. Aber niemals wäre es uns in den Sinn gekommen, dass es zu einem Strafverfahren kommen könnte», sagt sie im Interview.
«Wir haben eigentlich gegen fast alles protestiert, was derzeit bei uns im Land abläuft», sagt die Künstlerin. «Gegen unsere autoritären Machthaber und die repressiven Methoden, mit denen sie gegen die eigenen Bürger vorgehen.»
Verurteilt wurden Pussy Riot wegen «Hooliganismus» aus «religiösem Hass». Ekaterina Samutsevich jedoch spricht von ganz anderen Motiven: «Es gab viele Gründe für eine solche Gruppe. Wir sind Künstler, eine künstlerische Gruppe und Feministinnen. Wir haben gespürt, dass es in Russland einfach an Protest in der Form von Kunst fehlt.»
«Die Spannungen im Land steigen»
An den verschiedensten Orten Moskaus hatten Pussy Riot ihrem Ärger Luft verschafft. In Metrostationen, auf Dächern von Bussen, auf dem Roten Platz und eben auch in der grössten Kirche Russlands. Bei ihren Aktionen haben sich die Frauen immer selbst gefilmt. Lange fühlten sich Pussy Riot sicher und gingen bei ihren Aktionen immer einen Schritt weiter. Die «Rundschau» zeigt dieses exklusive Material: von der ersten kleinen Aktion bis zum Auftritt, welcher Pussy Riot weltberühmt machte.
Für Ekaterina Samutsevich gibt es keinen Grund aufzuhören. «Es scheint zwar alles ruhig. Aber die Spannungen im Land steigen.» Marija Alyochina und Nadja Tolokonnikowa, ihre beiden Pussy Riot-Mitstreiterinnen, werden voraussichtlich im März 2014 aus der Lagerhaft entlassen.