Sie seien in Sotschi festgenommen worden, twitterten zwei russische Pussy-Riots-Mitglieder am Dienstag kurz vor Mittag. Die Nachrichtenagentur Interfax sagt, die Frauen seien lediglich befragt worden, weil in ihrem Hotel geklaut worden sei. Es soll niemand eingesperrt werden oder bleiben, sagt SRF-Korrespondent Peter Gysling. Inzwischen seien die beiden Frauen wieder frei, twitterte der Mann von Maria Tolokonnikowa.
Die Angaben der Aktivistinnen unterscheiden sich stark von den offiziellen: «Wir haben keinen Widerstand geleistet. Aber sie sind mit grober Gewalt gegen uns vorgegangen. Sie zerrten uns in ein Polizeiauto», sagte Maria Aljochina der Nachrichtenagentur dpa am Telefon. Die Ereignisse erfolgten demnach im Stadtzentrum von Sotschi. Die Telefone seien ihnen nicht abgenommen worden.
Die Aktivistinnen meldeten zuerst beim Kurznachrichtendienst Twitter ihre Festnahmen. Der Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Mark Adams, sagte: «Wir warten auf eine offizielle Bestätigung, aber es scheint mir ein Fall für die lokalen Behörden zu sein.»
Videoclip geplant
Nadeschda Tolokonnikowa schrieb auf Twitter, sie sei zusammen mit ihrer Bandkollegin Maria Aljochina am Rande der Olympischen Winterspiele in Sotschi inhaftiert und «des Diebstahls beschuldigt» worden.
Offenbar waren die Pussy Riot in der Stadt der Olympischen Winterspiele am Schwarzen Meer, um einen neuen Videoclip zu drehen mit dem Titel «Putin bringt Dir bei, die Heimat zu lieben».
Aljochina sagte, Tolokonnikowa und sie seien in den vergangenen Tagen in Sotschi bereits mehrfach festgenommen worden. «Am 16. wurden wir für sieben Stunden festgehalten, und am 17. waren wir zehn Stunden beim (Inlandsgeheimdienst) FSB», sagte sie. Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter des Innenministeriums sagte Moskauer Medien zufolge, die Frauen hätten «gegen Meldeauflagen verstossen».
Tolokonnikowa und Aljochina hatten im Februar 2012 an einem «Punkgebet» in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale teilgenommen, das sich gegen den heutigen russischen Präsidenten Wladimir Putin richtete. Sie wurden darauf wegen «Rowdytums» zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Im Dezember kamen sie durch eine Amnestie vorzeitig frei.