Präsident Wladimir Putin hat dem früheren US-Geheimdienstler Edward Snowden Asyl in Russland angeboten. Um die USA nicht zu harsch zu brüskieren, hat der Kremelchef seine Gastfreundschaft allerdings an Bedingungen geknüpft.
Mit Sacharow verglichen
Russland könne Snowden nur dann Asyl gewähren, wenn dieser «von seinen Bemühungen absehe, unseren amerikanischen Partnern Schaden zuzufügen», sagte Putin an einem Medientermin in Moskau anlässlich einer Konferenz der Gas exportierenden Länder.
Ferner betonte Putin, Snowden sei kein russischer Agent und der russische Geheimdienst habe auch keinen Kontakt mit ihm aufgenommen. Snowden betrachte sich selber als Rechts-Aktivist, als «Neuer Dissident», erklärte Putin und verglich Snowden im Weiteren mit dem Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow.
Snowden in Moskau nützt auch den USA
Wenn Snowden in Russland bliebe, würde dies vor allem die amerikanischen Geheimdienste nervös machen, ist SRF-Korrespondent Arthur Honegger in Washington überzeugt. «Sie gehen nach wie vor aus, dass Snowden mit den russischen Geheimdiensten kooperieren muss, so lange er dort ist.» Es stelle sich die Frage, was alles auf den vier Laptops, die Snowden mit sich führt, zu finden ist.
Für die US-Regierung hingegen wäre es nicht nur schlecht, so Honegger. «Je länger Snowden in Moskau ist, desto tiefer sinkt sein Ansehen in den USA.» In den ersten Tagen nach den Enthüllungen galt er vielen Amerikanern als selbstloser Held. Mittlerweile werde er aber eher wie ein verzweifelter Überläufer angesehen.
Bemühungen um Lösung
Derweil laufen hinter verschlossenen Türen diplomatische Drähte heiss. Ein ranghoher russischer Regierungsvertreter teilte laut Meldung der Nachrichtenagentur RIA mit, die Präsidenten Wladimir Putin und Barack Obama hätten die Sicherheitsbehörden FBI und FSB angewiesen, nach einer Lösung zu suchen. Mit einem raschen Durchbruch sei allerdings nicht zu rechnen.
Auch Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat sich an der gleichen Energiekonferenz zu Wort gemeldet. Er schliesst nicht aus, dass auch sein Land dem Whistleblower Snowden politisches Asyl gewähren könnte.
Snowden meldet sich per Brief
Der Mann, der die ganze Affäre ins Rollen brachte, weilt weiterhin auf dem Flughafen Scheremetjewo in Moskau. Dies nicht zuletzt, weil die USA seinen Pass annulliert haben.
In einem Brief an die ecuadorianische Regierung, der offenbar der Nachrichtenagentur Reuter vorliegt, hat er sich nun aber zu Wort gemeldet. Er bedankte sich bei dem Land für dessen Bemühungen. Zudem sagte er, er wolle frei bleiben, um neue Enthüllungen zu veröffentlichen.
Nach einem Bericht der Zeitung «Los Angeles Times» hat der Verfolgte Asyl in 15 Ländern beantragt. Snowden soll die Anträge russischen Diplomaten im Transitbereich des Moskauer Flughafens überreicht haben, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen russischen Regierungsmitarbeiter.
Aus der gleichen Quelle stammt die Meldung, Snowden habe offiziell in Russland um politisches Asyl gebeten.