Es wäre schon zwischen zwei Privatpersonen nicht sehr schön. Aber dass jetzt ein Berater des Präsidenten diesen heimlich nicht nur abhört, sondern alles noch mitschneidet, geht vielen fast nicht in den Kopf. Der Aufruhr in Frankreich ist riesig. Von Verrat und Staatsaffäre ist die Rede.
Arbeitsnotizen?
Wie kamen die Aufnahmen zustande? Nach bisherigen Kenntnissen sieht es danach aus, dass Berater Patrick Buisson versteckt in seiner Veston-Tasche ein Diktiergerät mitlaufen liess. Stundenlang nahm er dann heimlich Gespräche auf und speicherte sie fein säuberlich auf seinem Computer ab.
Es soll sich angeblich um Hunderte von Stunden an Aufnahmen handeln. Buisson selber gibt an, es seien eine Art Notizen gewesen. Arbeitsunterlagen, um Strategien zu entwickeln, um Argumente für oder gegen einen Entscheid zusammenzustellen. Also weder Spionage noch der Versuch, Erpressungsmaterial zu sammeln? Buisson sagt man zugleich nach, er sei von Spionage richtiggehend besessen gewesen.
Spekulationen über Leck
Wie die Aufnahmen zu den Medien gelangten, weiss man noch nicht genau. Buisson ist von einer Untersuchung betroffen wegen des Vorwurfs, er habe zu viele Meinungsumfragen gemacht. Und so Steuergelder verschleudert, nur um das Image des Präsidenten zu pflegen. Bei einer Hausdurchsuchung wurde auch sein Computer beschlagnahmt, samt den abgespeicherten Aufnahmen.
Bei dieser Untersuchung wird das Leck an die Presse vermutet. Ganz genau weiss man es aber nicht. Gemäss einer anderen Theorie wurden die Aufnahmen gestohlen und sind noch gar nicht im Besitz der Justiz. Es ist ein weiteres, noch offenes Kapitel im spannenden Krimi.
Von Nieten, Hunden und Carlas Geld
In den Aufnahmen kommt der frühere Staatspräsident sehr ungeschminkt herüber: Er spricht mit seinen Beratern über eine Regierungsumbildung und äussert sich dann auch sehr abschätzig über einige Minister. Er sagt von ihnen, sie seien totale Nieten, beschreibt respektlos ihre Schwächen.
Er beleidigt aber auch Journalisten. So tritt er etwa nach der Aufnahme einer Fernsehansprache in den Raum und fragt unter Anspielung auf die Medien: Hat man noch nichts von den Hunden gehört, die da im Hof bellen?
Alles klingt eines Präsidenten recht unwürdig, grob, zuweilen fast primitiv. Von gewissen Szenen ist der Zuhörer fast peinlich berührt, etwa wenn er mit seiner Ehefrau über finanzielle Angelegenheiten scherzt.
Eine Klage oder doch lieber nicht?
Eigentlich müsste Sarkozy nun klagen. Denn es ist verboten, heimlich Gespräche aufzuzeichnen. Erst recht, wenn sie das Amt des Präsidenten entwürdigen. Allerdings wäre eine Klage sehr zweischneidig, würde doch die Justiz die Aufnahmen peinlich genau transkribieren und in einem Prozess öffentlich ausbreiten.
So hat Sarkozy unter Umständen kein Interesse, dass da noch weitere Einzelheiten aus diesen Aufzeichnungen ans Licht kommen. Denn bis jetzt hat man nur Ausschnitte gehört. Es ist aber auch bereits die Forderung nach einer parlamentarischen Untersuchungskommission laut geworden, um diese ganze Affäre aufzuklären.
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