Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat offiziell Berufung gegen seine Verurteilung wegen Völkermords eingelegt. Karadzic sei Opfer eines «politischen Prozesses, der darauf angelegt war, die Dämonisierung von ihm und dem bosnisch-serbischen Volk zu bestätigen», erklärte sein Anwalt Peter Robinson.
Robinson kritisierte, dass Karadzic keinen fairen Prozess erhalten habe. «Nachdem er acht Jahre in einem UNO-Gefängnis verbracht hat und einen fünfjährigen Prozess durchlaufen hat, (...) ist Karadzic überzeugt, dass die internationale Justiz ein gescheitertes Projekt ist», erklärte Robinson. Karadzic hatte bereits unmittelbar nach seiner Verurteilung angekündigt, Berufung gegen das Urteil einzureichen.
Schlimmstes Massaker in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg
Der einst mächtige bosnische Serbenführer war im März wegen des Massakers von Srebrenica und neun weiteren Verbrechen während des blutigen bosnischen Bürgerkriegs in den 90er Jahren vom UNO-Kriegsverbrechertribunal zu 40 Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter des Internationalen Strafgerichtshofs für das frühere Jugoslawien befanden ihn schuldig, strafrechtliche Verantwortung für die Verbrechen zu tragen.
Fast 8000 muslimische Männer und Knaben waren Mitte Juli 1995 in der Enklave Srebrenica von bosnischen Serben ermordet worden. Das Kriegsverbrechen war das schlimmste Massaker in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.
Karadzic wurde auch für schuldig befunden, die 44 Monate dauernde Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo angeordnet zu haben, der 10'000 Zivilisten zum Opfer fielen.