Das Schicksal von Flug MH370 weist zumindest auf den ersten Blick Parallelen zum Absturz einer Air-France-Maschine im Juni 2009 über dem Atlantik auf, bei dem alle 228 Insassen starben. Auch damals verschwand das Flugzeug plötzlich vom Radar, ohne Meldung der Piloten, ohne Hinweis auf Probleme und ohne ein Bekennerschreiben einer Terrorgruppe. Und es dauerte fünf Tage, bis erste Wrackteile im Atlantik entdeckt wurden. Den Flugschreiber des Airbus 330 fanden die Rettungsteams gar erst knapp zwei Jahre später in 4000 Metern Tiefe.
Anders als die Maschine der Malaysian Airlines sandte der Airbus aber noch mehrere Minuten lang über verschiedene Kanäle automatische Informationen aus, die später auch zur Aufklärung des Absturzes beitrugen. Doch warum kann ein Flugzeug so plötzlich und ohne Vorwarnung vom Radarschirm der Flugüberwachung verschwinden? Und weshalb gestaltet sich die Suche so schwierig? Antworten auf einige zentrale Fragen, wie sie verschiedene Experten seit dem Verschwinden der Maschine gegeben haben.
Wieso brechen automatisch ausgesandte Fluginformationen so plötzlich ab oder setzen die Piloten keinen Notruf ab?
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Auch wenn die Piloten selbst nicht mehr kommunizieren können oder wollen, so senden automatische Systeme in der Regel weiterhin Signale aus etwa über Flughöhe und Kurs und das Erkennungszeichen der Maschine (Transponder). Signale zum Boden übermitteln auch die Bordcomputer, nämlich über das Funktionieren der Systeme an Bord (Arcas-System). Dass alle diese Systeme gleichzeitig ausfallen ist laut Experten eigentlich nur möglich, wenn ein Ereignis an Bord blitzartig passiert und eine Notsituation nicht zumindest einige Minuten andauert. Oder wenn die Systeme gezielt ausgeschaltet werden, wozu jedoch teilweise Fachwissen nötig ist.
Wieso empfängt ein Militärradar Signale, wenn das zivile System die Maschine verloren hat?
Es ist nicht gesichert, dass die vom Militär aufgefangenen Radarsignale über dem Andamanischen Meer wirklich vom vermissten Flugzeug stammen. Das Militärradar sei nicht in der Lage, Art und Kennung eines Flugzeugs zu identifizieren, heisst es beim malaysischen Militär. Die Maschine soll aber tief geflogen sein. Das würde sie für herkömmliche Radarsysteme nur sehr schwer erkennbar machen. Zudem gibt es gerade über den Meeren grosse Gebiete, die kein Radarsystem abdeckt.
Wieso wurden bisher keine Wrackspuren im Meer gefunden?
Das mögliche Absturzgebiet ist riesig, vor allem wenn das Flugzeug tatsächlich umgekehrt und vom Kurs abgewichen sein sollte. Die Suche gestaltet sich damit wie jene nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Je nach Auftreffwinkel eines Flugzeugs aufs Meer müssen zudem auch nicht viele Trümmer an der Meeresoberfläche zu finden sein.
Wenn wie in der Strasse von Malakka auf einem Meer besonders viele Schiffe verkehren, kann auch deren Abfall die Suche erschweren: Dieser kann bei der Radarsuche nach Trümmerteilen Fehlanzeigen auslösen, weshalb sich die Suchteams vor allem auf ihre Feldstecher verlassen müssen.
Wieso meldeten sich keine Passagiere bei ihren Angehörigen über Mobiltelefone?
Falls die Kursänderung ohne Aufsehen in der Kabine erfolgt, haben die Passagiere möglicherweise davon gar nichts mitbekommen. Bei Dunkelheit und erst recht über dem Meer ist auch ein starker Richtungswechsel kaum zu erkennen. Zudem haben Handys über dem offenen Meer keinen Empfang, dazu brauchen sie eine fest installierte Telecom-Antenne.
Wie wahrscheinlich ist ein Terroranschlag?
Nach einer Explosion durch einen Terroranschlag kann die Maschine auseinanderbrechen, was einen völligen Ausfall der Systeme bewirken kann. Auch in diesem Fall haben die Piloten kaum mehr die Möglichkeit zu reagieren oder zum Absetzen eines Notrufs. Nach anfänglichen Befürchtungen um einen Terroranschlag richten die Ermittler ihr Augenmerk derzeit wieder vermehrt auf andere Absturzursachen. Dies auch deshalb, weil sich niemand zu einem möglichen Anschlag bekannt hat.