Israel greift Syrien an
Nach Berichten über einen israelischen Luftangriff in Syrien verschärfen sich die Spannungen zwischen beiden Ländern. Das Aussenministerium in Damaskus hat den Kommandeur der UN-Beobachter auf den Golan-Höhen im Grenzgebiet zwischen beiden Ländern zitiert, um einen Protest zu übermitteln. Syrien beschuldigt Israel, mit Kampflugzeugen eine militärische Forschungseinrichtung beschossen zu haben.
Aus westlichen Quellen hiess es hingegen, ein Fahrzeugkonvoi mit hochmodernen russischen SA-17-Flugabwehrraketen für die Hisbollah im Libanon sei in der Nacht zu Mittwoch angegriffen worden. «Eventuell wurden auch beide Ziele bombardiert», sagte der israelische Sicherheitsexperte Schlomo Brom.
Angesichts der instabilen Lage im Nahen Osten, vor allem aber in Syrien und im Libanon, schrillten die Alarmglocken wegen des israelischen Eingreifens. Russland als einer der letzten Verbündeten Syriens reagierte mit «tiefer Besorgnis». «Wenn die Informationen bestätigt werden, wäre dies ein grober Verstoss gegen die UN-Charta», teilte das Aussenministerium in Moskau mit. Ein derartiger Angriff auf einen souveränen Staat sei «nicht hinnehmbar».
Hisbollah und Iran halten sich zurück
Die Reaktionen der Akteure im Nahost-Konflikt deuten eher auf begrenzte Folgen hin, zumindest vorerst. Zwar waren Raketenabwehrsysteme vergangene Woche nach Haifa und Safed verlegt und die israelischen Streitkräfte unbestätigten Medienberichten zufolge in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden.
Aber weder Syrien noch die Hisbollah machten Anstalten für Vergeltungsschläge. Stattdessen rief die sonst um markige Worte nicht verlegene Hisbollah die internationale Gemeinschaft nur dazu auf, Israels Vorgehen zu «verurteilen». Auch die Arabische Liga missbilligte erwartungsgemäss die Luftangriffe.
Am überraschendsten aber war die Reaktion des Irans, der eigentlichen Schutzmacht des Assad-Regimes und der Hisbollah: In Teheran herrschte zunächst einmal Funkstille. Dann wartete Aussenminister Ali-Akbar Salehi mit dem Standardvorwurf auf, die «Terroristen» in Syrien würden dieselben Ziele wie Israel verfolgen.
Israel will mit seinem Vorgehen offensichtlich nicht entscheidend in den innersyrischen Konflikt eingreifen, sondern nur gezielt angreifen, wenn es seine Interessen bedroht sieht. Es gehe um eine Politik der Prävention, schrieb die Zeitung «Jediot Achronot».
Das Vorgehen in Syrien weise Ähnlichkeiten zu Angriffen auf einen Waffenkonvoi oder ein Waffenlager im Sudan im vergangenen Oktober auf. Waffen für Feinde Israels sollten damit durch verdeckte Aktionen so früh und so fern der eigenen Grenzen wie möglich zerstört werden.