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Männer in Schutzanzügen vor Kühltürmen
Legende: Unter Beobachtung: Tschechische Experten prüfen die Strahlenbelastung im Umfeld des AKW Temelin. Keystone

International Renaissance der Atomenergie in Tschechien und Japan

Die Erzeugung von Atomstrom steht weltweit offenbar vor einem neuen Boom. Tschechien hat im Rahmen einer veränderten Energiestrategie den Bau neuer Reaktorblöcke angekündigt. Japan kann nach der Katastrophe von Fukushima alsbald wieder Atommeiler hochfahren, die bisher im Ruhestand waren.

Die tschechische Mitte-Links-Regierung rechnet mit dem Bau von vier neuen AKW-Blöcken. Das bekräftigte Ministerpräsident Bohuslav Sobotka nach Angaben seines Sprechers bei einem Besuch des Kernkraftwerks Dukovany.

Ein erster neuer Reaktorblock soll demnach an dem Standort in Südmähren gebaut werden. «Zeitgleich werde mit den Vorbereitungen für den ersten neuen Block im AKW Temelin begonnen», sagte der Sozialdemokrat. Das AKW Temelin, rund 60 Kilometer von Deutschland entfernt, steht nach früheren Störfällen im Visier der Umweltschützer.

«Nukleare Träume der Regierung»

«Grosse Bevölkerungsgruppen in Tschechien, Deutschland und weiteren angrenzenden Ländern wären von den Folgen eines Atomunfalls betroffen», warnte etwa Sylvia Kotting-Uhl, die atompolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion in Berlin. Die deutsche Regierung sei gefragt, mit Prag in eine Diskussion über Alternativen zu dieser «hochgefährlichen Technologie» zu treten.

Karte Tschechiens
Legende: Die tschechischen AKW liegen nicht weit entfernt von den Grenzen zu Österreich und Deutschland. Keystone

Tschechische Umweltschützer halten die neue Energiestrategie für verfehlt. «Verbraucher und Steuerzahler werden vor die undankbare Aufgabe gestellt, die nuklearen Träume der Regierung zu bezahlen», sagte Edvard Sequens von der Umweltbewegung Calla. Der Rest Europas gehe längst andere Wege und fördere Energieeinsparungen.

Energiekonzept bis 2040

Tschechien will also noch lange an der Atomenergie festhalten; mindestens für die nächsten 35 Jahre. Das sieht die vor wenigen Tagen beschlossene neue Energiestrategie vor.

Das staatliche Konzept bis zum Jahr 2040 wurde kürzlich vom Kabinett in Prag verabschiedet. Die Entscheidung bedeute einen weiteren Schritt weg von fossilen Energieträgern, sagte Ministerpräsident Bohuslav Sobotka der Agentur CTK. An zweiter Stelle auf der Prioritätenliste folgen erneuerbare Energiequellen wie Windkraft und Bioenergie.

Japans Aufsichtsbehörde gibt grünes Licht

Auch in Japan rückt die Regierung ihrem Ziel der Rückkehr zur Kernenergie näher. Vier Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima hatte die japanische Atomaufsicht kürzlich einen weiteren Reaktor für sicher erklärt.

Kernkraftwerk in Japan am Meer gelegen
Legende: Der im Süden Japans gelegene Reaktor 3 hat von der Sicherheitsbehörde grünes Licht bekommen Keystone

Der Reaktor 3, der in der Provinz Ehirne auf der südlichen Insel Shikoku liegt, erfüllt nach Ansicht der Atomaufsichtsbehörde NRA die nach dem GAU in Fukushima verschärften Sicherheitsauflagen. Zuvor waren bereits vier andere Reaktoren von der Atomaufsichtsbehörde für sicher erklärt worden.

Derzeit stehen sämtliche 43 kommerziellen Reaktoren in Japan still. Sie gingen nach der Katastrophe in Fukushima Schritt für Schritt vom Netz.

Die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe will trotz Widerstands in der Bevölkerung zur Atomkraft zurückkehren. Am ehesten dürften zwei Reaktoren im Atomkraftwerk Sendai im Süden Japans ans Netz gehen, allerdings wohl nicht vor Ende Juli.

Greenpeace-Kritik

Der atomfreundliche Kurs der Regierung wird von Greenpeace scharf kritisiert. «Japan ignoriert die wichtigen Lehren aus dem Fukushima-Desaster», sagt Hisayo Takada, Energieexpertin von Greenpeace Japan. Im Falle des Reaktors 3 habe die NRA etwa erhebliche Erdbebenrisiken sowie ungelöste Sicherheitsfragen ausser Acht gelassen.

«Es ist schockierend, dass die japanische Regierung und die Atomaufsicht grundlegende Sicherheitsmängel der AKW ignorieren – nur vier Jahre nach der Atomkatastrophe in Fukushima», sagt Shaun Burnie, Greenpeace-Experte für Atomenergie.

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