Im April ertrinken Hunderte Menschen vor der libyschen Küste. Europa ist entsetzt. Beim Krisengipfel wollen aber nicht alle EU-Staaten die Verantwortung für die Flüchtlingsmisere übernehmen. Deshalb plant Italiens Regierungschef eine makabere Massnahme.
«Wir werden an den Meeresgrund gehen und dieses Boot bergen», sagte er in einem Fernsehinterview. «Dort unten sind 500 bis 600 Leichen. Die ganze Welt soll sehen, was geschehen ist», fügte der Ministerpräsident hinzu. Damit wolle er bewirken, «dass diejenigen, die vorgeben, nichts gesehen zu haben, damit aufhören». Renzi wandte sich damit gegen die vielen EU-Länder, die eine Quote zur Verteilung der vielen Flüchtlinge ablehnen.
«Ich hoffe, die EU bezahlt»
Renzi führte aus, die Bergungsaktion werde voraussichtlich «zwischen 15 und 20 Millionen Euro» kosten. «Ich hoffe, die Europäische Union bezahlt, wenn nicht, machen wir das», fügte der italienische Regierungschef hinzu.
An Bord des Flüchtlingsboots waren mehr als 700 Menschen gewesen, darunter auch Kinder. Sein Untergang vor der libyschen Küste hatte deutlich gemacht, dass gehandelt werden muss. Die EU setzte einen Sondergipfel an.
Vorige Woche stellte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sein Vorhaben vor, die Flüchtlinge künftig mit einer Quote gerechter auf die EU-Mitgliedstaaten zu verteilen, um die Mittelmeer-Anrainer wie Italien und Griechenland zu entlasten. Etwa ein Dutzend Mitgliedstaaten, darunter Grossbritannien, Frankreich, Spanien und Ungarn, lehnen das Vorhaben jedoch ab.