Nächstes Jahr feiert die katholische Kirche ein Jubel- beziehungsweise ein Heiliges Jahr. Damit war und ist traditionellerweise ein Ablass verbunden. Schon im Mittelalter pilgerten Sünder mit harten und zuweilen mit weichgekochten Erbsen in den Schuhen nach Rom – in der Hoffnung, ihr Gewissen so zu erleichtern.
Seit jeher hatten die Beichtväter in Heiligen Jahren besondere Vollmachten. An diese uralte Sitte knüpft auch der neue, von vielen als modern empfundene Papst Franziskus an. Und er verspricht etwas, was noch nie ein Papst zuvor versprochen hat.
Frauen, die ihre Abtreibung bereuen und beichten, soll verziehen werden. Auch jenen Gynäkologen, die Abtreibungen vorgenommen haben und dies beichten, soll vergeben werden. Die Tür, die der Papst damit weit aufstösst, war bisher nur einen winzigen Spalt weit offen: Bisher konnten nur Bischöfe in solchen Fällen Vergebung versprechen. Nun soll jeder der rund 400'000 Priester weltweit eine entsprechende Beichte abnehmen können.
Regelung aufs Jubeljahr beschränkt
Das ist ein Wandel, gewiss. Aber es ist einer in der Form, nicht in der Substanz. Denn der Papst bezeichnet die Abtreibung an sich weiterhin explizit als eine Sünde. Zudem ist die päpstliche Gnade befristet: Sie beginnt mit dem Heiligen Jahr am kommenden 8. Dezember und erlischt mit ihm am 30. November 2016.
Noch bevor das Heilige Jahr mit Pomp eingeläutet wird, treffen sich im Oktober Bischöfe aus aller Welt zur sogenannten Familiensynode. Dabei geht es auch um Themen wie Scheidung und Homosexualität. Es dürfte Änderungen geben. Und auch diese werden wohl eher die Form, und weniger den Inhalt betreffen.