Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Beresowski in Grossbritannien. Nach dem Machtantritt des russischen Präsidenten Wladimir Putin ging er 2000 nach London. Dort erhielt er politisches Asyl.
Aus dem Exil finanzierte Beresowski die russische Opposition. Zudem stichelte er von dort aus nicht nur gegen den Machthaber im Kreml. Er wetterte auch gegen den neuen Geheimdienststaat unter Putin und diktierte Journalisten schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten – bis hin zum Mord.
Seine Anschuldigungen fielen aber immer direkt auf den Milliardär zurück. Die russische Führung brachte Beresowski letztlich selbst mit den grossen und bis heute ungeklärten politischen Morden in Russland in Verbindung. Dazu gehören etwa die Todesschüsse auf die regierungskritische Reporterin Anna Politkowskaja von der Zeitung «Nowaja Gaseta». Genauso das Attentat auf den früheren Geheimdienstmitarbeiter Alexander Litwinenko, der 2007 an dem Strahlengift Polonium 210 starb.
London schützte Beresowski
Auch unter Kremlkritikern und oppositionellen Journalisten galt Beresowski als undurchschaubare und zwielichtige Figur. Russlands Machthaber versuchten, diesen Ruf noch zu verstärken. Sie deckten Beresowski mit Prozessen wegen Wirtschaftsverbrechen von Geldwäsche über Betrug bis zur Steuerhinterziehung ein.
Nicht zuletzt belastete der Oligarch auch die russisch-britischen Beziehungen. Mit Gesuchen, den Staatsfeind auszuliefern, scheiterte Russland wieder und wieder. Nun ist er tot.
Hat sich Beresowski das Leben genommen?
Russischen Staatsmedien zufolge hatten Familienangehörige als erste den Tod Beresowskis gemeldet. Der Milliardär sei am Samstag in seinem Haus in Surrey im Süden Englands gestorben, sagte sein Sprecher Tim Bell. Er habe diese Information am Nachmittag von Beresowskis Anwalt erhalten.
Über die Todesursache ist nichts Näheres bekannt. Ein Anwalt des Milliardärs sagte, Beresowski habe Suizid begangen. Die britische Polizei erklärte, sie habe eine Untersuchung zu den Todesumständen eingeleitet. Die auf chemische, biologische und radioaktive Stoffe spezialisierten Kriminaltechniker hätten allerdings nichts Verdächtiges im Haus entdeckt. Daher würden nun die üblichen Ermittlungen durchgeführt.
Interview kurz vor seinem Tod
Das russische Magazin «Forbes» hat im Internet ein Interview mit Beresowski veröffentlicht, das kurz vor dessen Tod geführt worden war. Darin sagt der erklärte der Kremlkritiker: «Mein Leben hat keinen Sinn mehr». «Ich habe keine Lust Politik zu machen. Ich weiss nicht, was ich tun soll. Ich bin 67 Jahre alt. Und ich weiss nicht, was ich in Zukunft machen soll», sagte der Intimfeind des russischen Präsidenten Wladimir Putin demnach am Freitagabend.
Bei dem Interview des «Forbes»-Journalisten Ilja Dschegulow handelte es sich eher um ein informelles Gespräch, das nicht aufgenommen wurde und nicht zur Veröffentlichung bestimmt war. Nach Beresowskis Tod entschied sich der Journalist jedoch, es publik zu machen. «Nichts wünsche ich mir mehr als nach Russland zurückzukehren», sagt Beresowski in dem Interview. «Ich hatte unterschätzt, wie sehr ich an Russland hänge und dass ich kein Emigrant sein kann.»
Angeblicher Reue-Brief
Noch ehe sein Tod am Samstag offiziell bestätigt wurde, teilte Putins Sprecher Dmitri Peskow mit, dass Beresowski angeblich erst unlängst einen Reue-Brief an den Präsidenten geschrieben habe. Darin soll der in Ungnade gefallene Oligarch Fehler eingeräumt haben.
Beresowski war in den 1990er-Jahren während der Privatisierungen unter dem damaligen Präsidenten Boris Jelzin zu seinem Vermögen gekommen.
Medien hatten zuletzt allerdings über schwere finanzielle Probleme Beresowskis geschrieben. Unter anderem soll er mehrere Werke aus seiner grossen Kunstsammlung zum Verkauf angeboten haben. Zudem hatte er im vergangenen Jahr einen spektakulären Prozess gegen seinen Landsmann, den Oligarchen Roman Abramowitsch, verloren. Nach Informationen des Magazins «The Lawyer» beliefen sich die Rechnungen für Anwalts- und Gerichtskosten auf über 100 Millionen Pfund.