Hochs und Tiefs von Sarkozys Präsidentschaft
-
Bild 1 von 10. Am Ziel seiner Träume: Nicolas Sarkozy nach dem Gewinn der Präsidentschaftswahl im Mai 2007. Er setzt sich gegen die Sozialistin Ségolène Royal durch. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 2 von 10. Überzeugter Europäer – aber der Griff nach den Sternen schlug fehl. Zwar manövrierte Sarkozy Europa gemeinsam mit Deutschland geschickt durch die Bankenkrise, danach allerdings entglitt ihm das Ruder immer mehr – nicht zuletzt auf Grund der wirtschaftlichen Schwäche Frankreichs. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 3 von 10. Der Einflüsterer Angela Merkels war Sarkozy zu keiner Zeit. Zu emanzipiert trat die deutsche Kanzlerin in den wichtigen europäischen Fragen auf. Zudem galt das Verhältnis Sarkozy-Merkel nicht zwingend als das beste. Die deutsche Kanzlerin soll sich, wie viele Franzosen auch, an dessen grossspurigen Auftreten gestossen haben. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 4 von 10. Vieles von Sarkozys hochtrabenden Plänen blieb Stückwerk. Ungewohnt selbstkritisch räumte er das in seinem jüngsten Buch «Alles für Frankreich» ein. Sollte er 2017 noch einmal an die Macht kommen, stünden dem Land radikale Reformen ins Haus. Neben der Renten- und Arbeitsmarktreform würde das vor allem die Einschränkung der Bürgerrechte betreffen. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 5 von 10. Mein Freund der Feind: Mit Jacques Chirac verbindet Nicolas Sarkozy eine herzliche Abneigung – seitdem er im Präsidentschaftswahlkampf Chiracs Gegner Balladur unterstützte. Da half es auch nichts, dass Sarkozy einst mit der Tochter Chiracs liiert war. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 6 von 10. Das Ego des Nicolas Sarkozy kennt nicht nur politisch keine Grenzen. Auch privat ist ihm nur das Beste gut genug. Seine Freunde sind reich, erfolgreich und mächtig – seine Frauen attraktiv. Witterten viele zunächst hinter der Liaison mit Carla Bruni nur einen PR-Gag, ist das Paar inzwischen seit acht Jahren verheiratet – allen Gerüchten zum Trotz. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 7 von 10. Was Obama von ihm hielt? Mehr als man zunächst meinen möchte. Für Amerika war Frankreich unter Sarkozy einer der wenigen Verbündeten, auf den man sich uneingeschränkt verlassen konnte – wie in der Libyen-Krise. Seine Wiederwahl würde nicht zuletzt deshalb jenseits des Atlantiks wohlwollend begrüsst werden. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 8 von 10. Trotz der Abwahl 2012 war es für Sarkozy dennoch ein Abgang durch die Vordertür. Nur knapp musste er sich dem Konkurrenten Hollande geschlagen geben. Am Ego nagte die Niederlage dennoch. Denn Hollande war nur ein Verlegenheitskandidat der Sozialisten. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 9 von 10. Doch Sarkozys Nachfolger hatte nur selten ein glückliches Händchen - weder privat noch politisch. Als Staatschef ist er der angeblich unpopulärste seit Bestehen der Republik. Damit nicht genug, haben gleich drei frühere Minister seines Kabinetts Ambitionen für eine Präsidentschaftskandidatur angemeldet – ein nie dagewesener Affront in Frankreich. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 10 von 10. Nicolas Sarkozy könnte genau das in die Karten spielen. Sollten die Sozialisten sich weiter in innerparteilichen Grabenkämpfen aufreiben, würde wohl alles auf eine Stichwahl zwischen ihm und Marine Le Pen hinauslaufen. Seine Chancen stünden laut Experten nicht schlecht. Denn obwohl ungeliebt von der Masse wäre er für sie doch das geringere Übel. Bildquelle: Keystone.
Ein Mann, ein Wort – so sieht und inszeniert sich Nicolas Sarkozy gern selbst. Die Realität sieht aber ganz anders aus, wie der ehemalige Frankreich- und jetzige Deutschland Korrespondenten Adrian Arnold weiss. «Aus meiner Sicht ist er 2012 nicht zuletzt daran gescheitert, dass er sehr viel versprochen und nur wenig davon gehalten hat.»
Das hindert Sarkozy aber nicht im geringsten daran, jetzt erneut seinen Hut in den Ring zu werfen und für UMP im nächsten Jahr in den Präsidentschaftswahlkampf zu ziehen. Dabei könnte sein Image kaum schlechter sein.
Fast zwei Drittel der Franzosen halten ihn, so eine Umfrage von BFM-TV, für eine Figur der Vergangenheit, getrieben von Revanchegelüsten, ohne neues Konzept oder frische Ideen. Dabei möchte Sarkozy offiziell eigentlich das Gegenteil. Seine Visionen von der französischen Gesellschaft umsetzen, Reformpläne anstossen und in der Weltpolitik mitmischen – heisst es aus seinem Lager.
Netzwerk der Reichen, Schönen und Erfolgreichen
Betrachtet man Sarkozys bisherige politische Laufbahn, dann fallen vor allem sein Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit auf. Einmal das Ziel ins Auge gefasst, lässt er sich nur selten davon abbringen.
«Ein Grund dafür könnte in seiner Kindheit zu verorten sein», so der ehemalige Frankreich-Korrespondent Adrian Arnold. «Er wuchs zwar in einer reichen Gegend auf – die Familie selbst aber war arm.» Der daraus herrührende Komplex bestimme bis heute sein Tun und Handeln.
Seit seiner Jugend umgebe sich Sarkozy gern mit reichen und erfolgreichen Menschen, mache sie zu seinen Trauzeugen oder Paten seiner Kinder – oder wie im Fall von Carla Bruni zu seiner Frau.
Seinem Netzwerk verdanke er viel – letztlich aber auch seinen Fall beziehungsweise die Abwahl 2012. «Denn viele Franzosen sahen Sarkozys Reformen als Gefälligkeit für dessen Freunde aus Industrie und Finanz», so Arnold.
Präsident der grossen Worte und Gesten
Dabei schien Sarkozy noch 2007 am Ziel seiner politischen Träume angelangt zu sein, als Präsident. Bis 2012 führt er das Land. Doch die Bilanz seiner Amtszeit: ernüchternd.
So ging er zwar die entscheidenden Probleme des Landes an, und versuchte sich in der Reform des Arbeitsmarktes und der Anhebung des Rentenalters – beliess es letztlich aber bei Reförmchen. Sein grösster Fehler, wie er selbst im Nachhinein eingestand.
Seine anfänglichen Erfolge im Kampf gegen die Bankenkrise und sein entschiedenes Eintreten in der Libyenkrise verblassten im Nachhinein. Stattdessen erinnern sich viele Franzosen an das Negative.
Die Zahl der Arbeitslosen stieg unter Sarkozy um fast eine Million. Staatsausgaben und Verschuldung bekam er ebenfalls nicht in den Griff. Das Verhältnis zu Deutschland litt am Ende unter der eigenen wirtschaftlichen Schwäche. Die gemeinsame Führungsposition innerhalb der EU schwand ebenfalls dahin.
Gute Chancen auf zweite Amtszeit
Nun will es Sarkozy also erneut noch einmal wissen. «Und seine Chancen sind durchaus intakt», vermutet Adrian Arnold. Denn sollte sich Sarko innerparteilich durchsetzen, würde es vermutlich zu einer Stichwahl zwischen ihm und Marine Le Pen vom Front National kommen.
«Nicht auszuschliessen, dass dann viele Franzosen das aus ihrer Sicht kleinere Übel wählen würden», so der ehemalige Frankreich-Korrespondent. Was dann kommt, sei ziemlich klar, so Arnold. «Sarkozy wird versuchen, den Arbeitsmarkt radikal zu reformieren, international wettbewerbsfähig zu machen.» Ein zweites Mal werde er sich diese Chance nicht entgehen lassen. Das Gleiche gelte für die Rentenreform.
Und noch etwas sei schon heute absehbar, sollte Sarko Präsident werden: Es werde einen massiven Eingriff in die Bürgerrechte geben. «Scheiterte er in seiner ersten Amtszeit noch mit diesem Ansinnen, dürfte er vor dem aktuellen Hintergrund des Terrorismus damit leichtes Spiel haben.»
Doch Sarkozy müsse aufpassen, so Arnold. Denn zuweilen neige der als Macher geschätzte Ex-Präsident dazu, «den Front National rechts zu überholen». Darauf reagiere ein Teil der Bevölkerung geradzu allergisch.
Wutausbrüche und wüste Beschimpfungen
Doch die Rückkehr auf die grosse Bühne steht noch auf wackligen Füssen. Denn Sarkozy soll versucht haben, einen Staatsanwalt am Obersten Gerichtshof zu bestechen, um Informationen zum Verlauf eines ihn betreffenden Verfahrens zu bekommen. Das Ermittlungsverfahren droht sich in die Länge zu ziehen, ein Schuldspruch ist möglich. So oder so könnte das die Ambitionen Sarkozys negativ beeinflussen.
Dagegen muten die cholerischen Ausfälle des Ex-Präsidenten fast wie ein kosmetischer Makel an. «Doch auch Kleinigkeiten könnten am Ende den Ausschlag geben», so Arnold. Und so ist es zwar hierzulande weniger bekannt, was sich in Frankreich schon längst herumgesprochen hat: Sarkozy ist alles andere als ein «Elder Statesman».
Läuft etwas nicht nach Plan oder stellt sich jemand quer, neigt «der kleine Napoleon» zu Wutausbrüchen und wüsten Beschimpfungen. Wohlwollend sehen französische Medien Sarkozy bisher als «Opfer seines Temperaments». Doch die Geduld ist endlich – auch in Frankreich.