An der Koalition gegen den Terror beteiligen sich unter anderem Ägypten, Libyen, die Türkei, Sudan, Jordanien, Marokko und Pakistan, wie die saudi-arabische Agentur SPA heute Morgen bekanntgab. Mehr als zehn weitere islamische Länder, darunter Indonesien könnten später Mitglied werden. Der schiitische Iran fehlt erwartungsgemäss auf der Liste.
Ansage: Kampf ohne Rücksicht auf Religion und Ziele
Die Mitglieder des Bündnisses sollten «vom Übel aller terroristischen Gruppen und Organisationen ohne Rücksicht auf deren Religion und Ziele» beschützt werden. Der stellvertretende saudi-arabische Kronprinz Mohammed Bin Salman unterstrich vor den Medien in der Hauptstadt Riad: «Wir werden gegen jede terroristische Organisation kämpfen, nicht nur gegen den Islamischen Staat.»
Das sunnitische Saudi-Arabien wird nach eigenen Angaben die Führung der Allianz übernehmen. In Riad soll ein Zentrum zur Koordinierung und Unterstützung von Militäreinsätzen entstehen. Die USA hatten bereits wiederholt ein stärkeres Engagement der Golfstaaten bei der Bekämpfung der radikalen IS-Miliz in Syrien und Irak gefordert.
«Es ist ein Stück weit eine Flucht nach vorn»
Saudi-Arabien werde sich zunehmend bewusst, dass der dschihadistische Terror das fundamentalistische Land selber bedrohe, erklärt der SRF-Experte für Sicherheits- und Strategiefragen, Fredy Gsteiger. Der Druck auf Riad wachse auch aus einem anderen Grund. So werde immer klarer, dass das Land im Grunde genommen die ideologische Basis für den IS-Terror liefere: Das Land verbreitet schon seit Jahren fundamentalistische Versionen des Islam in alle Welt und unterstützt Moscheen und Koranschulen.
Hierbei fliesse auch saudisches Geld zum Islamischen Staat, vielleicht nicht von der Regierung, aber zumindest aus privaten Quellen. Trotzdem habe man Saudi-Arabien lange geschont, als wichtigen Kunden, Wirtschaftspartner und militärischen Verbündeten des Westens.
Der Westen erkenne nun aber immer deutlicher, dass ein ernsthafter Kampf gegen den IS-Terror auch in Saudi-Arabien ansetzen müsse. «Was das Land jetzt ankündigt, ist somit auch ein Stück weit eine Flucht nach vorn.»
Ein schlechtes Vorbild
Gsteiger geht davon aus, dass es international gut ankommen wird, wenn Saudi-Arabien mehr gegen den islamistischen Terror tun will. Es stelle sich aber die grosse Frage, ob das Land nicht mehr tun würde, wenn es selber von seiner fundamentalistischen, geradezu fanatischen Ideologie abrückte; indem es beispielsweise auf grausame Formen der Todesstrafe verzichte, die zum Teil Vorbild für IS-Terroristen sei.
In der geplanten Allianz sind nur sunnitische Länder vertreten. Der schiitische Iran als Erzfeind der Saudis und Golfstaaten fehlt. Riad wirft Teheran vor, mit der Unterstützung des Assad-Regimes indirekt den Aufstieg der IS-Terrormiliz begünstigt zu haben. Zugleich führt Saudi-Arabien in Jemen Krieg gegen die schiitischen Huthis. Insgesamt ist aber ohnehin fraglich, ob Iran eine Offerte zum Beitritt in die Koalition überhaupt angenommen hätte.
Sehr unterschiedliche Koalitionspartner
Gsteiger ist skeptisch, dass die Allianz je Form annimmt. So sei zum einen der Begriff «Militärallianz» masslos übertrieben. Es würde Jahre dauern, die notwendige Koordination, die zentrale Führung und die gemeinsame Ausbildung herzustellen.
Auch sei die geplante Koalition sehr heterogen besetzt – mit feudalen Monarchien wie Saudi-Arabien, mit Militärdiktaturen wie Ägypten sowie halb-demokratischen Staaten wie Malaysia und der Türkei. Das passe irgendwie nicht richtig zusammen.
Auch wäre Saudi-Arabien laut Gsteiger wohl überfordert, diese Allianz zu führen. Bereits der saudische Krieg in Jemen sei nicht wirklich erfolgreich: «Man kann sich nicht vorstellen, dass sich Länder wie Ägypten oder die Türkei ernsthaft von Saudi-Arabien anführen lassen. Im Moment ist die Allianz ein Papiertiger und bleibt es vielleicht auch.»