Mit massiver russischer Luftunterstützung haben syrische Regierungstruppen die Rebellen im Kampf um Aleppo zurückgedrängt. Einige Dörfer und Hügel am Rand der Stadt seien wieder unter Kontrolle des Regimes und seiner Verbündeten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Der syrische Botschafter in Moskau, Riad Haddad, hat zuvor einen «mächtigen Schlag gegen Terroristen» in Aleppo nicht ausgeschlossen.
Mit dieser Rückeroberung machten die Regierungstruppen die Gebietsgewinne der Rebellen und den mit ihnen verbündeten dschihadistischen Kämpfern zunichte. Die Offensive der Rebellen hatte am Sonntag begonnen, um den Belagerungsring der Regierungstruppen zu durchbrechen. Ziel war die Einnahme des Bezirks Ramussa, um eine neue Versorgungsroute zu öffnen.
Entscheidende Schlacht um Aleppo
Die staatsnahe syrische Zeitung «Al-Watan» berichtete, die Regierungstruppen seien südlich und südwestlich von Aleppo auf dem Vormarsch, nachdem die Rebellen «schwere Niederlagen» erlitten hätten.
Laut dem regierungsnahen Nachrichtenportal Al-Masdar News gelang es den Aufständischen, in Ramussa einzudringen und dort einen Tunnel zu sprengen. Nach schweren Kämpfen hätten sie sich aber zurückziehen müssen und die Regierungstruppen kontrollierten das Viertel nun wieder.
Mindestens zehn Zivilisten, darunter vier Kinder, starben in der Nacht bei Angriffen auf Stadtbezirke in Aleppo, die von den Regierungstruppen gehalten werden. Das teilte die Beobachtungsstelle mit. Damit starben seit Sonntag bei Angriffen der Rebellen mehr als 40 Zivilisten. Die Angaben der Beobachtungsstelle sind aber kaum überprüfbar.
Internationale Hilfsorganisationen befürchten jetzt in Aleppo eine humanitäre Katastrophe. Für die Bewohner in den abgeriegelten Teilen der Stadt sei es nahezu unmöglich, medizinische Behandlung zu bekommen, teilte die Hilfsorganisation Ärzte der Welt mit.
Deutschland kritisiert Russlands Rolle als zynisch
Deutschland hat Russland zynisches Verhalten in Syrien vorgeworfen und einen sofortigen Waffenstillstand in Aleppo gefordert. Angesichts der eingeschlossenen 300‘000 Menschen drohe eine humanitäre Katastrophe, sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer.
Russland, das die syrischen Regierungstruppen militärisch unterstützt, stehe in einer besonderen Verantwortung. «Das Anbieten von ungesicherten Fluchtkorridoren durch Russland bei gleichzeitiger, fortgesetzter Bombardierung der Stadt ist inakzeptabel und zynisch», sagte die deutsche Vize-Regierungssprecherin.
Russland zielt auf Ende der Kämpfe
Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow nannte unterdessen die humanitäre Lage in Aleppo ebenfalls «sehr dramatisch». Russland bemühe sich, die Situation in der «strategisch ausserordentlich bedeutenden Stadt» zu verbessern.
Das Aussenministerium in Moskau wies aber einen möglichen Sturm auf Aleppo als Spekulation zurück. «Es gibt keine anderen Ziele ausser einer Verbesserung der humanitären Lage und einem Ende der Kämpfe», sagte Russlands Vize-Aussenminister Rjabkow.