Seit Mittwoch ist die Flüchtlingsroute über die Balkanstaaten fast vollkommen zu. Nach Slowenien, Serbien und Kroatien hat auch Mazedonien alle Grenzübergänge geschlossen.
Schlamm und Kälte in Idomeni
In Griechenland sind deshalb viele Flüchtlinge in Idomeni an der Grenze zu Mazedonien gestrandet. Viele von ihnen verliessen das Lager wieder, in dem katastrophale Verhältnisse herrschen: Der Regen hat die Erde aufgeweicht, die Flüchtlinge waten durch Schlamm, sie frieren und sind durchnässt. Viele auch krank.
Und sie haben kaum Chancen, von Idomeni aus nach Mitteleuropa zu gelangen. Nur noch Personen mit gültigen Reisedokumenten und Visa dürfen passieren.
Vorstellbar ist aber auch, dass einige versuchen mit Hilfe von Schleppern weiterzukommen. Dies sagt Ärzte ohne Grenzen auf Anfrage von SRF News. Andere würden aber zurück nach Athen gehen oder in andere Lager.
Vorerst keine Räumung geplant
So reisten in der Nacht auf Freitag etwa 200 Menschen wieder ab, wie Reporter vor Ort berichten. Rund 600 Flüchtlinge, unter ihnen viele Familien, hatten bereits am Donnerstag ihre Sachen gepackt.
Trotzdem harrten am Freitagmorgen noch immer mehr als 12'500 Menschen in Idomeni aus. Die Regierung in Athen plant vorerst aber nicht, das Aufnahmelager in Idomeni gewaltsam zu räumen. Die Flüchtlinge werden in ihren Landessprachen informiert, dass die Westbalkanroute nun endgültig geschlossen ist. Den Menschen wird geraten, in organisierte Aufnahmelager südlich der Grenze sowie im Raum Athen zu fahren.
Griechenland rechnet mit weiteren Abreisen
Die Behörden rechnen damit, dass auf diese Weise eine grosse Zahl von Asylsuchenden freiwillig Idomeni verlassen werde. Sollte dann noch ein «harter Kern» von Migranten bleiben, solle dieser ohne Gewaltanwendung aus Idomeni weggebracht werden.
An einem Treffen mit dem EU-Kommissar für humanitäre Hilfe in Athen bezeichnete der griechische Regierungschef Alexis Tsipras die humanitäre Krise im Lager bei Idomeni am Freitag als europäisches Problem, das als solches angegangen werden sollte. Der EU-Kommissar versicherte, die EU werde rasch Hilfe leisten.
Wöchentlich neue Auffanglager für 10'000 Menschen
Angesichts des steigenden Drucks durch die Schliessung der Balkanroute versucht Griechenland, Tausende Flüchtlinge unterzubringen. Athen baue trotz finanzieller Schwierigkeiten wöchentlich Aufnahmelager für 10'000 Menschen, sagte Tsipras weiter.