Die ermittelnden Staatsanwälte der sizilianischen Stadt Agrigent befragen die 155 Überlebenden des Bootsunglücks um festzustellen, ob sich unter ihnen Schlepper befinden. Sie suchen nach den Verantwortlichen der Überfahrt von Libyen nach Lampedusa. Dem festgenommenen Tunesier wird mehrfache fahrlässige Tötung vorgeworfen. Er beteuert seine Unschuld.
Lybien als Fluchtort wieder attraktiv
Seit Muammar al-Gaddafi tot ist, kommen wieder vermehrt Flüchtlinge von der lybischen Küste aus nach Europa. Der vor zwei Jahren gestürzte Diktator hatte viele von ihnen auf Wunsch der EU aufgehalten. Dafür erhielt er von Europa Geld. Nun herrscht in Lybien Chaos, und der Zugang zur Küste ist einfacher geworden.
Jedes Jahr sterben an den Grenzen Europas Tausende Flüchtlinge. Nur die Dramen mit vielen Toten schaffen es in die Schlagzeilen. Nicht nur vor Lampedusa kommen Menschen in Booten um, sie ertrinken auch vor den kanarischen oder griechischen Inseln oder in der Meerenge von Gibraltar.
Viele Frauen unter den Opfern
Im Wrack des gekenterten Flüchtlingsbootes könnten sich noch hundert Leichen befinden, vermuten die Retter. Wegen des schlechten Wetters mussten sie ihre Hilfe einstellen. Starker Wind macht den Tauchern zu schaffen. Flugzeuge und Helikopter überflogen das Meer auf der Suche nach Leichen.
Bisher wurden 111 Tote gezählt. Die Behörden befürchten jedoch, dass die Zahl der Toten auf 300 steigen könnte. 49 der geborgenen Todesopfer sind Frauen. Unter den 155 Überlebenden sind nur vier Frauen.