Der Historiker Peter Huber forscht seit einiger Zeit über diese Schweizer Résistance-Kämpfer. Eines hatten sie fast alle gemeinsam, sagt er. Praktisch alle waren Romands – und die meisten stammten aus der Unterschicht.
Es seien, so sagt der Wissenschaftler weiter, Männer gewesen, «die oft ein – sagen wir ein verpfuschtes Leben hatten, die oft Schulden angehäuft hatten und darum eigentlich nur auf eine Gelegenheit warteten, um weg von der Schweiz für ein neues Leben einzustehen. Für eine gute Idee zudem», nämlich um gegen die deutsche Wehrmacht zu kämpfen.
Helden in Frankreich, Straftäter in der Schweiz
Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands werden die Résistance-Kämpfer in Frankreich als Helden gefeiert. Zurück in der Schweiz hingegen werden sie festgenommen und vor Gericht gestellt. So will es Artikel 94 des Schweizerischen Militärstrafgesetzes: Fremder Militärdienst wird bestraft – und der Griff zur Waffe für Frankreich wird als fremder Militärdienst gesehen.
Die Schweizer Résistance-Kämpfer waren zwar Kriegsgewinner – aber aus Sicht vieler Schweizer eben auch Verräter, sagt der Historiker Peter Huber: «Sie wurden fast von allen Leuten irgendwie betrachtet als Leute, die der Schweiz den Rücken gekehrt haben. Anstatt in der Schweiz am Abwehrkampf, an der geistigen Landesverteidigung teilzunehmen.»
Politisch noch nicht rehabilitiert
Zwar hat sich die öffentliche Meinung in den letzten 70 Jahren geändert, und in der breiten Öffentlichkeit wird anerkannt, was die schweizerischen Widerstandskämpfer in Frankreich geleistet haben. Politisch rehabilitiert sind sie aber noch nicht.
Anders als beispielsweise die Spanien-Kämpfer, die während des spanischen Bürgerkrieges gegen General Franco gekämpft hatten. Sie wurden 2009 rehabilitiert. Es fehlt die politische Lobby.
Letzter Résistance-Kämpfer verstorben
Vielleicht ändert sich das ja nach getaner Forschungsarbeit von Peter Huber und seinem Team. In wenigen Wochen wird er in Paris Vincennes mit Nachforschungen beginnen, im zentralen Archiv des französischen Verteidigungsministeriums. Mit diesen Erkenntnissen wird er dann – zurück in Bern – weiterforschen im Bundesarchiv: «Dann wollen wir also die Akten, die wir in Frankreich gefunden haben, mit Daten anreichern, die wir in der Schweiz, Dank der Schweizer Militärjustiz, heute einsehen können.»
Direkt Betroffene werden Peter Huber und die mitforschenden Historiker dabei mit allergrösster Wahrscheinlichkeit nicht befragen können. Gemäss derzeitigem Forschungsstand ist der letzte Résistance-Kämpfer letztes Jahr gestorben.