Zwischen den kanariengelben und mintgrünen Palästen wirkt die Villa, in die uns Faruk führt, beinahe bescheiden. Sie liegt hinter hohen Mauern, ist goldbraun gestrichen und hat acht Zimmer. Seit sechs Monaten stehe sie leer, sagt Faruk, der sich um den Unterhalt kümmert: «Früher haben wir das Haus für 7'000 Dollar im Monat an eine internationale Baufirma vermietet. Jetzt würden wir es für 3'000 geben.»
Paläste, aus dubiosen Geldquellen finanziert
Die mehrstöckige Villa liegt im Quartier Sherpur. Vor 14 Jahren war das ein Armenviertel in Kabul, dann, nach dem Sturz der Taliban im Jahr 2001, wurden die traditionellen Lehmhäuser platt gewalzt und die Regierung verteilte das Land an hohe Regierungsvertreter und Kriegsfürsten.
Diese bauten aus Drogengeldern und anderen dubiosen Geldquellen finanzierte Paläste, die als Poppy-Palaces in die jüngste Geschichte eingingen. Diese mehrstöckigen Paläste reihen sich jetzt in grellen Farben und wildester Architektur aneinander. Griechisch-römische Bögen führen in Räume mit Sprudelbädern, Kronleuchtern, und auch eine Bar fehlt in den meisten Häusern nicht.
Bis zu 100'000 Dollar Miete pro Monat
Die goldbraune Villa mit den acht Zimmern gehört dem ehemaligen Gouverneur von Kabul. Vom Dach aus zeigt Faruk auf einen mehrstöckigen pinken Palast mit grünen Schutzzäunen in der Nachbarschaft: «Der Palast dort drüben gehört einem Kommandanten aus dem Panjir-Tal, er hat 22 Räume und wurde für 22'000 Dollar vermietet.» Doch jetzt stehe der Palast leer. «Eine internationale Sicherheitsfirma hatte ihn gemietet, aber die ist jetzt nicht mehr hier.»
Bis zu 100'000 Dollar pro Monat haben internationale Firmen, Nichtregierungsorganisationen und andere Institutionen für Mieten in Sherpur und anderen Quartieren in Kabul ausgegeben. Astronomische Summen, bedenkt man, dass eine durchschnittliche afghanische Familie in Kabul für eine Drei-Zimmer-Wohnung 200 bis 300 Dollar Miete bezahlt.
Mit dem Abzug der Nato-Truppen im vergangenen Jahr sind auch die meisten Ausländer weggezogen. Für Immobilienhändler wie Said Jabar, die viel Geld mit Provisionen verdient haben, ist das ein Problem.
Jetzt ab nach Dubai
Said Jabar hat Häuser an das Welternährungsprogramm, an UNICEF, die EU, internationale Sicherheits- und Baufirmen vermietet. Den besten Deal schloss er für eine Miete von 70'000 Dollar pro Monat mit Engländern ab – wer das genau war, will er nicht sagen. Aber Jabar hat kräftig mitverdient und je eine Monatsmiete vom Besitzer und vom Mieter bekommen. Mit Wehmut blickt er auf diese vergangenen Zeiten: «Alle, die internationalen Organisationen, die EU und die Amerikaner haben viel Geld für Mieten ausgegeben.» Und nie habe jemand gefragt, wem das Haus gehöre und woher er das Geld habe, um einen solchen Palast zu bauen.
Nun ist die Immobilienblase geplatzt. Mit den Kriegsfürsten und Politikern, deren Paläste jetzt unbewohnt sind, sollte jedoch niemand Erbarmen haben. Viele von ihnen haben das einfach verdiente Geld längst ins Ausland geschafft und es in neue Paläste in Dubai investiert.