Fast täglich erreichen uns Meldungen von Selbstmordattentaten. Besonders betroffen sind etwa Irak, Afghanistan und Nigeria. In diesen Ländern sprengen sich mit Abstand am meisten Selbstmordattentäter in die Luft. Doch, wie Paris gezeigt hat, ist auch Europa nicht gefeit von solch heimtückischen Attacken.
Steven Smith, Direktor der britischen Nichtregierungsorganisation Action on Armed Violence, sagt, dass man weiter mit solchen Attentaten rechnen müsse. Seine Organisation versucht die Folgen von bewaffneter Gewalt bei betroffenen Menschen zu reduzieren: «Ich glaube, es ist unvermeidlich. Wir wissen, dass Selbstmordattentate weltweit zunehmen. Das lässt auch für Europa nichts Gutes erahnen. Was andernorts funktioniert, funktioniert auch in Europa», erklärt Smith.
«Die am besten gesteuerten Waffen»
Dokumentiert sind Selbstmordattentate seit dem Zweiten Weltkrieg. In den Siebziger- und Achtzigerjahren wurden sie sporadisch von Extremisten als Mittel eingesetzt. Seit Ende der Neunziger steigt die Zahl der Selbstmordanschläge allerdings stark an.
Dies, weil es genügend Menschen gibt, die sich zur Verfügung stellen, und weil Selbstmordattentate letztlich eine wirkungsvolle Waffe sind, so Smith: «Attentäter mit einem Sprengstoffgürtel oder einem Rucksack mit Sprengstoff sind die am besten gesteuerten Waffen, weil sie von einem menschlichen Hirn geleitet werden. Der Sprengstoff wird so genau zum vorgesehenen Ziel gelenkt.»
Immer mehr Frauen unter den Tätern
In den vergangenen drei Jahrzehnten sind weltweit über 35'000 Menschen durch Selbstmordattentate in den Tod gerissen worden. Das zeigen Zahlen der Universität Chicago, die solche Anschläge systematisch erfasst.
Die Analyse bringt eine weitere bemerkenswerte Erkenntnis hervor: Waren vor einigen Jahren die Selbstmordattentäter männlich, so sind immer häufiger auch Frauen gewillt, sich für solche Missionen zur Verfügung zu stellen. Gerade unter ihren Kleidern könnten Frauen den Sprengstoff gut verbergen und würden auch weniger häufiger durchsucht als etwa Männer, hat Smith beobachtet.
Egal ob männliche oder weibliche Attentäter; die Ziele sind stets die gleichen. Checkpoints etwa, aber vor allem Orte, wo sich viele Menschen aufhalten, um so maximalen Schaden anzurichten. Genau dieses Muster hat sich auch in Paris gezeigt, wo Sport- und Kulturanlässe das Ziel der Selbstmordattentäter waren.