Rund zehn Millionen Kasachen waren am Sonntag zur Bestätigungswahl von Präsident Nursultan Nasarbajew aufgerufen gewesen. Das nun veröffentlichte provisorische Endergebnis von 97,7 Prozent der Stimmen für den Amtsinhaber liegt sogar noch über den 96 Prozent Zustimmung von 2011.
Volk steht hinter Nasarbajew
Westliche Beobachter kritisieren die Wahl als unfair und nicht frei. Einen echten Herausforderer hatte der 74-jährige Nasarbajew, der das neuntgrösste Land der Erde seit 25 Jahren autoritär regiert, nicht. Zugelassen waren lediglich zwei regierungstreue Zählkandidaten. Es gibt in Kasachstan weder eine Opposition noch freie Medien.
«Aus Sicht des Regimes musste es einfach zu einem noch besseren Resultat für Nasarbajew kommen als vor vier Jahren», sagt SRF-Korrespondent Peter Gysling, der sich derzeit in der Hauptstadt Astana aufhält. Trotzdem zweifelt er nicht daran, dass «die ganz grosse Mehrheit, die am Sonntag einen Wahlzettel in die Urne legte, für Nasarbajew gestimmt hat».
Erfolgreich dank Erdöl
Nasarbajew selber bezeichnete das Resultat in einer ersten Stellungnahme als Zeichen der Einheit des kasachischen Volkes: «Ohne ein solches Vertrauen wäre es schwierig, die vor uns stehenden Aufgaben zu lösen». Die Wähler hätten sich bei einer «Sensationswahl» für den «Führer der Nation» entschieden, schrieb die Staatsagentur Kazinform.
Tatsächlich kann sich der Präsident auf die Mehrheit seines Volks stützen: «Kasachstan ist als ehemalige Sowjetrepublik das wirtschaftlich erfolgreichste Land Zentralasiens», stellt Gysling fest. Moderne Fabriken, Ölförderungssysteme und einen Verladehafen gehen auf das Konto Nasarbajews.
Korruption ist ein Problem
Allerdings profitierten bei Weitem nicht alle Menschen im Land vom Ölreichtum, so Gysling. Während die grosse Mehrheit des Volkes äusserst bescheiden lebe, gebe es viel Korruption im Land, vor allem die weitverzweigte Familie Nasarbajews profitiere im Übermass.
Die Schweiz ist besonders mit Kasachstan verbandelt: Bern vertritt in der sogenannten Helvetistan-Gruppe unter anderem auch die Interessen Kasachstans bei den Weltbank- und Brettonwoods-Institutionen. «Deshalb sucht Bern stets einen möglichst pfleglichen Umgang mit der Regierung Kasachstans», so Gysling weiter. Ausserdem gebe es intensive Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern.
Kein Nachfolger in Sicht
«Nasarbajew hat es verpasst, einen Nachfolger aufzubauen», sagt Gysling auf die Frage, was nach der Ära Nasarbajew in Kasachstan passiere. «Es gibt hier einige Stimmen, dass nach dem Ableben Nasarbajews ein Chaos entstehen könnte und nationalistische oder extremistische Kräfte Auftrieb erhalten könnten.»
Kasachstan – Reise durch die zentralasiatische Republik
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Bild 1 von 16. Die frühere Sowjetrepublik Kasachstan ist flächenmässig der neuntgrösste Staat der Erde und dehnt sich in Zentralasien zwischen dem Kaspischen Meer im Westen und dem Altai-Gebirge im Osten. Bildquelle: Google Map.
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Bild 2 von 16. In Kasachstan leben Menschen aus mehr als 50 ethnischen Gruppen. Die grösste Ethnie bilden mit 64 Prozent der Bevölkerung die Kasachen. Auf dem Bild Schüler in Almaty, der ehemaligen Hauptstadt, die früher Alma-Ata hiess. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 3 von 16. 1997 wurde der Regierungs- und Parlamentssitz in die Stadt Aqmola verlegt und als offizielle Hauptstadt proklamiert. Sie wurde anschliessend in Astana («Hauptstadt») umbenannt. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 4 von 16. Die Hauptstadt Astana liegt in einer Steppenlandschaft am Fluss Ischim. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 5 von 16. Der über hundert Meter hohe Bajterek-Turm in der Hauptstadt Astana gilt als Wahrzeichen der Stadt. Er wurde vom britischen Architekten Norman Foster entworfen. Er stellt einen Lebensbaum dar, der in seiner Krone ein Ei trägt als Symbol für Wiedergeburt, Wachstum und Entwicklung. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 6 von 16. In Kasachstan weiten sich ausserhalb der Städte riesige faszinierende Steppenlandschaften. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 7 von 16. Kamele werden in den weiten Steppen Kasachstan als Reittiere eingesetzt. Das kasachische Trampeltier gilt als eigene Tierrasse. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 8 von 16. Heute sind es kaum mehr Kamele als vielmehr grosse Lastwagen, die durch die weiten Steppen fahren. Ein grosser Teil der (neuen) Seidenstrasse führt durch Kasachstan. Dieser Handelsweg zwischen Westen und Osten ist Jahrhunderte alt. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 9 von 16. Auf dem Weg in den Osten Kasachstans befindet sich das ehemalige Atombomben-Testgelände Semipalatinsk. Die Sowjetunion nahm dort ab 1949 bis 1989 nukleare Bombentests zu militärischen Zwecken vor. Heute erinnert in Semipalatinsk ein Denkmal an die Opfer der Tests, die überwiegend an Krebs gestorben sind. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 10 von 16. Im äussersten Osten Kasachstan liegt Ust-Kamenogorsk (Öskemen), russisch für «Steinberg an der Mündung». Hier stand das sowjetische Kriegsgefangenenlager 45 Ust-Kamenogorsk, wo deutsche Kriegsgefangene unter anderem Häuser bauten, die heute noch bewohnt sind. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 11 von 16. Kontrastreiche Stadtansichten in Ust-Kamenogorsk. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 12 von 16. Auch westliche Produkte für den Alltag sind an Marktständen in Ust-Kamenogorsk erhältlich. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 13 von 16. Eine witterungsgeschützte Wand dient in Ust-Kamenogorsk als improvisiertes öffentliches Anschlagbrett. Die Mehrzahl der angeklebten Zettel betreffen Wohnungsangebote. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 14 von 16. Auch Ust-Kamenogorsk hat sein «Kulturhaus», wie die Einrichtungen für kulturelle Zwecke in sozialistischen Staaten bezeichnet werden. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 15 von 16. Die Region um Ust-Kamenogorsk ist eines der grössten Zentren der Bergbau-Industrie und der (Bild) Verhüttung von Buntmetallerzen (etwa Zink, Blei, Titan) aus der Zeit der ehemaligen Sowjetunion. Die Region ist stark mit Schadstoffen belastet. In Gewässern werden deutlich erhöhte Werte dieser Metalle nachgewiesen. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.
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Bild 16 von 16. Kasachstan liegt bei den Rohstoffvorkommen weltweit auf einem der vorderen Plätze. Laut dem kasachischen Bergbauverbandes AGMP befinden sich auf dem Territorium z.B. rund 13 Prozent der weltweiten Zinkreserven. Die Förderung und Verhüttung bietet in Ust-Kamenogorsk entsprechend auch Arbeitsplätze. Bildquelle: Peter Gysling, SRF.