International - «Sensationswahl» für Kasachstans «Führer der Nation»
Bei der Präsidentenwahl in der ölreichen Ex-Sowjetrepublik Kasachstan ist Nursultan Nasarbajew mit einem Rekordwert von 97,7 Prozent der Stimmen bestätigt worden. Die Wahlbeteiligung wurde mit 95,2 Prozent angegeben.
Rund zehn Millionen Kasachen waren am Sonntag zur Bestätigungswahl von Präsident Nursultan Nasarbajew aufgerufen gewesen. Das nun veröffentlichte provisorische Endergebnis von 97,7 Prozent der Stimmen für den Amtsinhaber liegt sogar noch über den 96 Prozent Zustimmung von 2011.
Volk steht hinter Nasarbajew
Westliche Beobachter kritisieren die Wahl als unfair und nicht frei. Einen echten Herausforderer hatte der 74-jährige Nasarbajew, der das neuntgrösste Land der Erde seit 25 Jahren autoritär regiert, nicht. Zugelassen waren lediglich zwei regierungstreue Zählkandidaten. Es gibt in Kasachstan weder eine Opposition noch freie Medien.
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Peter Gysling in Astana: «Das war eine reine Bestätigungswahl»
04:53 min, aus Rendez-vous vom 27.04.2015.
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«Aus Sicht des Regimes musste es einfach zu einem noch besseren Resultat für Nasarbajew kommen als vor vier Jahren», sagt SRF-Korrespondent Peter Gysling, der sich derzeit in der Hauptstadt Astana aufhält. Trotzdem zweifelt er nicht daran, dass «die ganz grosse Mehrheit, die am Sonntag einen Wahlzettel in die Urne legte, für Nasarbajew gestimmt hat».
Erfolgreich dank Erdöl
Nasarbajew selber bezeichnete das Resultat in einer ersten Stellungnahme als Zeichen der Einheit des kasachischen Volkes: «Ohne ein solches Vertrauen wäre es schwierig, die vor uns stehenden Aufgaben zu lösen». Die Wähler hätten sich bei einer «Sensationswahl» für den «Führer der Nation» entschieden, schrieb die Staatsagentur Kazinform.
Tatsächlich kann sich der Präsident auf die Mehrheit seines Volks stützen: «Kasachstan ist als ehemalige Sowjetrepublik das wirtschaftlich erfolgreichste Land Zentralasiens», stellt Gysling fest. Moderne Fabriken, Ölförderungssysteme und einen Verladehafen gehen auf das Konto Nasarbajews.
Korruption ist ein Problem
Allerdings profitierten bei Weitem nicht alle Menschen im Land vom Ölreichtum, so Gysling. Während die grosse Mehrheit des Volkes äusserst bescheiden lebe, gebe es viel Korruption im Land, vor allem die weitverzweigte Familie Nasarbajews profitiere im Übermass.
Die Schweiz ist besonders mit Kasachstan verbandelt: Bern vertritt in der sogenannten Helvetistan-Gruppe unter anderem auch die Interessen Kasachstans bei den Weltbank- und Brettonwoods-Institutionen. «Deshalb sucht Bern stets einen möglichst pfleglichen Umgang mit der Regierung Kasachstans», so Gysling weiter. Ausserdem gebe es intensive Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern.
Kein Nachfolger in Sicht
«Nasarbajew hat es verpasst, einen Nachfolger aufzubauen», sagt Gysling auf die Frage, was nach der Ära Nasarbajew in Kasachstan passiere. «Es gibt hier einige Stimmen, dass nach dem Ableben Nasarbajews ein Chaos entstehen könnte und nationalistische oder extremistische Kräfte Auftrieb erhalten könnten.»
Kasachstan – Reise durch die zentralasiatische Republik
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