Pro-russische Aufständische haben im ostukrainischen Konfliktgebiet Donezk eine neue Grossoffensive angekündigt. Dabei solle die gesamte Krisenregion erobert werden. «Notfalls» gingen die Angriffe auch über die Gebietsgrenze von Donezk hinaus, sagte Separatistenführer Alexander Sachartschenko.
«Falls ich eine Gefährdung für die Donezker Erde von irgendeiner Siedlung sehe, werde ich diese Gefahr auch dort beseitigen», drohte er. Versuche einer Waffenruhe werde es seitens der Aufständischen nicht mehr geben. Bewaffnete Kräfte der «Volksrepubliken» würden derzeit auf mehrere Orte vorstossen.
Anschlag auf Bushaltestelle als Auslöser
Hintergrund dieser Offensive ist der Granatenbeschuss auf eine Bushaltestelle in Donezk, bei dem am Donnerstag 13 Zivilisten getötet wurden. Die Ukraine und Russland haben sich unterdessen gegenseitig die Schuld für den Beschuss zugeschoben. Die pro-russischen Separatisten erklärten, der Angriff sei das Werk von Saboteuren gewesen. «Die Gruppe wurde festgenommen», sagte der Rebellen-Vertreter Wladimir Kononow.
Die Separatisten führten kurz nach dem Beschuss demonstrativ etwa 20 gefangene ukrainische Regierungssoldaten an der zerstörten Bushaltestelle vorbei. Anwohner hätten die in Zivil gekleideten und erschöpft wirkenden Männer wüst beschimpft und teils geschlagen, berichteten örtliche Medien.
Russland fordert Treffen der Konfliktparteien
Angesichts des neuerlichen Gewaltausbruchs im ostukrainischen Donbass fordert Russland dringend neue Gespräche unter Leitung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Russlands Vizeaussenminister Gennadi Karassin forderte ein rasches Treffen der Krisen-Kontaktgruppe. Ohne neue Gespräche sei eine Deeskalation der Lage nicht in Sicht, sagte der Diplomat gemäss der Agentur Interfax.
Die Regierungstruppen und die prorussischen Separatisten berichteten von einem Andauern der Kämpfe im Gebiet Donezk, darunter auch am Flughafen der Grossstadt. Nach Darstellung der Aufständischen starben in der Nacht zum Freitag mindestens 16 Zivilisten. Mehrere Menschen seien verletzt worden. Der Separatistenanführer Eduard Bassurin sprach zudem von erheblichen Verlusten in den eigenen Reihen. 24 Aufständische seien getötet, weitere 30 verletzt worden.
Seit Beginn des Konflikts in der Ostukraine im vergangenen Jahr sind dort nach Schätzungen der UNO bereits mehr als 5000 Menschen getötet worden. Es sei zu befürchten, dass die Zahl wesentlich höher liege, sagte ein Sprecher des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte.