Der US-Informant Edward Snowden hat sich nach eigenen Angaben von vornherein in den US-Geheimdienst eingeschleust, um dessen Schnüffeleien im Internet aufzudecken. Allein aus diesem Grund habe er den Job als IT-Techniker bei der Beratungsfirma Booz Allen Hamilton angenommen. Die Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» zitierte eine entsprechende Aussage Snowdens aus einem früheren Interview.
Booz Allen Hamilton war im Auftrag des US-Geheimdienstes NSA an der Internet-Überwachung beteiligt. Snowdens Arbeit dort habe ihm Zugang zu Listen mit gehackten Computern in der ganzen Welt verschafft. «Deswegen habe ich die Position vor rund drei Monaten angenommen.»
Nach Angaben der Zeitung will der 30-Jährige weitere Enthüllungen über die Schnüffeleien der USA machen. Vorher wolle er das Material aber noch weiter sichten. Das Interview, aus dem diese Angaben stammen, führte die Zeitung bereits am 12. Juni.
USA könnten Flug nach Havanna zur Landung zwingen
Zwei Tage nach seiner Flucht von Hongkong nach Moskau fehlt von dem Ex-US-Geheimdienstler Snowden jede Spur. Es sei unklar, wo sich der 30-Jährige aufhalte, berichtete das russische Staatsfernsehen. Der Blick richte sich erneut auf die Mittagsmaschine der staatlichen Gesellschaft Aeroflot, die um 12.05 Uhr mitteleuropäischer Zeit von Moskau-Scheremetjewo nach Havanna fliege. In Moskau war die Information gestreut worden, Snowden fliege über Kuba nach Ecuador, wo er Asyl beantragt hat. Am Vortag verliess eine Aeroflot-Maschine Moskau allerdings ohne ihn.
Die russische Expertin für Luftfahrtrecht, Lina Talzewa, warnte Snowden vor dem Flug nach Havanna. «Die USA können laut Chicagoer Konvention von 1944 ein Zivilflugzeug zur Landung auffordern, sollte ein Verdacht auf Rechtswidrigkeiten bestehen», sagte Talzewa. Als Beispiel führte sie den Fall einer syrischen Passagiermaschine an, die 2012 von türkischen Jets zur Landung in der Türkei gezwungen worden war.
Diplomatische Verstimmung
Die spektakulärere Flucht belastet das Verhältnis zwischen den beteiligten Grossmächten: US-Aussenminister John Kerry warnte China und Russland am Montag vor «Konsequenzen». Das Weisse Haus forderte Moskau zur Auslieferung von Snowden auf. Kerry übte scharfe Kritik an Peking und sprach von einem «schweren Rückschlag» für die Beziehungen.
US-Präsident Barack Obama sagte, die USA versuchten im Gespräch mit den betroffenen Ländern «sicherzustellen, dass das Recht zum Zuge kommt». Für eine Festnahme und eine Auslieferung an die USA sieht Russland allerdings keinen Grund.
«Auf einer sicheren Route» nach Ecuador
Die Enthüllungsplattform Wikileaks, die Snowden auf der Flucht unterstützt, teilte mit, dass sich dieser «auf einer sicheren Route» nach Ecuador befinde und von Diplomaten und Rechtsberatern von Wikileaks begleitet werde. Ecuador gewährt bereits Wikileaks-Gründer Julian Assange politisches Asyl. Seine Enthüllungsplattform hatte diplomatische Geheimdokumente über die Rolle der USA in den Kriegen im Irak und in Afghanistan veröffentlicht. Assange sitzt seit über einem Jahr in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Auch er befürchtet, an die USA ausgeliefert zu werden.