In Sotschi wurde heute der Startschuss gegeben: Noch genau ein Jahr dauert es bis zu den Olympischen Winterspielen. Eines ist jetzt schon klar. Es werden die teuersten Spiele aller Zeiten sein: geschätzte 50 Milliarden Franken. Aus dem Nichts wurde an der Schwarzmeer-Küste fast alles aus dem Boden gestampft, was es für die Winterspiele braucht.
Doch Unsicherheiten bleiben. Das Wetter zum Beispiel. Es kann in dieser subtropischen Region grosse Kapriolen schlagen. Vor allem aber: Sotschi liegt in einer sehr unsicheren Nachbarschaft.
Im Osten liegt die abtrünnige georgische Republik Abchasien, deren Unabhängigkeit abgesehen von Russland nur eine Handvoll anderer Staaten anerkennen. Im Nordkaukasus wiederum sind russische Teilrepubliken wie Dagestan, Tschetschenien, Inguschetien oder Kabardino-Balkarien. Dort liefern sich seit Jahren prorussische Regierungstruppen blutige Kleinkämpfe mit aufständischen muslimischen Rebellen.
«Tiefer Hass gegen russischen Staat»
Die Nervosität der russischen Organisatoren ist spürbar. Spezialtruppen mit Sturmgewehren an Sport-Wettkämpfen – in Sotschi wird das dazugehören. Die Zugangskontrollen zu den Wettkämpfen sind extrem streng. Der russische Geheimdienst FSB werde im Vorfeld die Identität jedes Ticket-Besitzers kontrollieren, melden russische Medien.
Sind die Sicherheitsmassnahmen übertrieben? Nein, sagt Anatolij Jermolin, ehemaliger Offizier einer bekannten russischen Anti-Terroreinheit. Russland und seine Führung hätten im Kaukasus viele Feinde: «Im Kaukasus gibt es viele Menschen, die tiefen Hass gegen den russischen Staat empfinden. Der Hass ist so gross, dass sie bereit sind, sich als Selbstmord-Attentäter in die Luft zu sprengen.»
«Besser, als Tote zu betrauern»
Ein Attentat vor oder während der Olympischen Spiele in Sotschi wäre für die russische Regierung verheerend. Darum investiert sie laut Medienberichten über zwei Milliarden Franken in die Sicherheit.
Strengste Kontrollen, überall Soldaten und Polizei: Vergeht da nicht die Freude am Sportfest? Noch einmal Anti-Terror-Spezialist Anatolji Jermolin: «es ist besser, Wettkämpfe unter dem Lauf von Maschinengewehren zu verfolgen, als nach einem Terrorakt, Tote betrauern zu müssen. Die Russen verstehen, dass es solche Sicherheitsmassnahmen braucht.»