Im letzten Wahlkampf, vor einem halben Jahr, war in Spanien der Alarm schon hörbar. Der Ökonom und Krisenprophet Santiago Niño Becerra warnte, die spanischen Renten seien gefährdet: Die Renten könnten heute nur noch ausbezahlt werden, weil es einen Reservefonds für Krisenzeiten gebe, sagte Becerra. Dieser Fonds aber sei schon fast leer. Danach würden die Renten sinken.
Doch die Politiker weichen dem Thema aus. Betroffene erinnern daran, bei jeder Gelegenheit.
Renten versichern ganze Familien
Es ist sieben Uhr abends an der Madrider Puerta del Sol. Jeden Montag versammeln sich hier die Yayoflautas, eine Art Graue Panther Spaniens. «Das Leben ist teuer, und die Renten sind niedrig», klagt Amparo. Auch Pilar blickt in eine düstere Zukunft. «Wir wissen nicht, wie lange wir noch unsere Renten kriegen», sagt sie. «Die Kassen sind ja bald leer, sagt man uns.»
Wenn weniger Leute arbeiten würden und die Löhne tiefer seien, erklärt Magdalena, dann würden auch weniger Beiträge eingezahlt. Aber Rentner stünden nie hier auf dem Platz und skandierten einfach «Renten! Renten!».
Und Ana sagt, es gehe nicht um die Rentner allein, sondern um die Gesellschaft. Sie erinnert daran, dass die Alten in Spanien mit ihren Renten selbst eine Sozialversicherung waren für die eigene Familie.
Knappe Renten belasten die Gesellschaft
Dass es hier in den Krisenjahren keine Revolution gegeben hat, hängt mit den Grosseltern zusammen, die überall aushalfen, auch mit knappsten Renten.
Werden diese Renten noch knapper, ist das ein Problem für die ganze Gesellschaft. Die Politik aber hat kaum Antworten auf die drohende Rentenkrise. Dass Ministerpräsident Mariano Rajoy jüngst zugab, die Altersvorsorge beunruhige ihn, ist schon ein Fortschritt. Der einzige bisher.